Eos-Verlag (Verlag Dr. Rudolf Engel)

Eos-Verlag (Verlag Dr. Rudolf Engel) (Wien) [1]

Der Eos-Verlag (Dr. Rudolf Engel) bzw. Verlag Dr. Rudolf Engel mit Sitz in Wien 18, Sternwartestraße 48 war eine der vielen Kuriositäten am Rande der österreichischen Verlagsszene. Der Verlag wurde im Jahre 1923 von dem am 27. Februar 1882 in Hotzenplotz, Schlesien/CSSR geborenen promovierten Philosophen Dr. phil. Rudolf Engel gegründet. [2] Er ließ seine Firma Mitte Jänner 1923 bei der Standesvertretung inkorporieren und suchte um eine Konzession zum Betrieb des Verlagsbuchhandels ohne offenes Ladengeschäft in Wien 18 an. Die Konzessionsanmeldung wurde kurz darauf in: Verlags- und Versandbuchhandlung ohne offenes Ladengeschäft mit Beschränkung auf die Herausgabe von Werken lateinischen und französischen Ursprungs sowie Übersetzungen in Originalsprache umgeändert. Nachdem ihm die Konzession erteilt wurde, ging Engel im Frühjahr 1924 daran, die Firma handelsgerichtlich protokollieren zu lassen. Dazu mußte der gewählte Firmawortlaut von der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie in Wien begutachtet werden. Im Juni 1924 äußert die Kammer keine Bedenken und stellt in Unkenntnis der Tatsache, daß „Eos“ die Göttin der Morgenröte ist, folgendes fest:

Der Zusatz ,Eos“ ist zur Protokollierung geeignet, da es bei Verlagsgeschäften allgemein gebräuchlich ist, in die Firma Phantasieworte aufzunehmen, durch welche der Verlag in kurzer und prägnanter Form gekennzeichnet werden soll. [3]

Obwohl Engel von dieser göttlichen Bezeichnung abkam, wurde seine Firma ungefähr Mitte 1924 unter Register A, Band 29, pagina 72a ins Wiener Handelsregister eingetragen.

Engel, der zuweilen als Mittelschulprofessor tätig war, scheint mehr als Versandbuchhändler denn als Verleger gewirkt zu haben. Jedenfalls betrieb er (als Inhaber) nebenbei ab 25.11.1933 die Wallishauser“sche Buchhandlung im 1. Bezirk und die Cottage Buchhandlung Dr. R. Engel im 18. Bezirk.

Mit 29.6.1936 legte Engel das Gewerbe für die Firma Dr. Rudolf Engel zurück. Im September 1938 zog er nach Kirchberg am Wechsel, stellte zwei Jahre später den Antrag auf Löschung seiner Firma. Am 8.2.1941 wurde die Firma aus dem Handelsregister gelöscht.

Auf Grund dessen, was nachgewiesen bzw. ermittelt werden konnte, entwickelte Engel keine rege Verlagstätigkeit. Der Versandbuchhandel war auf Erotika spezialisiert. 1923 gab Engel Amor und Psyche. Mit 32 Stichen von Raffael in eigener deutscher Übersetzung heraus. 1931 kamen gleich drei Romane des Vielschreibers Johann Ferch heraus. Vom Mutterschutz kommend, hatte sich Ferch offenbar dem Tierschutz zugewendet. Die Romane tragen folgende Titel:
Purzl. Heiterer Roman eines Großstadthundes. Der stumme Kamerad. Pferderoman.
Hansi. Heiterer Roman eines Kanarienvogels.
(alle Impressum: Verlag Dr. Rudolf Engel)

Im folgenden Jahr (1932) erschien bei Engel eine weitere Schrift von Ferch:
Tierschutz durch soziales Fühlen. Eine werbende Betrachtung.

In Anbetracht der wenigen Titel, die der Eos-Verlag herausgab, kann Engel nur als Gelegenheitsverleger betrachtet werden.

Anmerkungen

[1] Quellenhinweise: Handelsgericht Wien. Registerakt A 29, 72a (WrStLa); Akt Gremium, Dr. Rudolf Engel.

[2] Engel promovierte 1906 an der Universität Wien mit der Dissertation „Über die Erkenntnistheorie des Protagoras“.

[3] Schreiben an das Handelsgericht im Registerakt.

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