Fiba-Verlag

Fiba-Verlag (Wien-Leipzig) [1]

FIBA VerlagDer etwas kuriose Name dieses Verlags setzt sich aus den jeweils ersten zwei Buchstaben der Nachnamen der beiden Gründer, Ida FIscher und Olga BAuer (*14.2.1887, Rawaruska, Polen), zusammen. Frau Ida Fischer beantragte im Jahr 1926 die Verleihung einer Konzession zum Betrieb des Buch-, Kunst- und Musikalienhandels in Wien und erhielt sie am 23. September d.J. Dem Gesuch um Eintragung der Firma „Fiba-Verlag Ida Fischer“ im Wiener Register für Einzelfirmen wurde stattgegeben, sodaß die neue Verlagsfirma am 4. Februar 1927 unter Reg. A, Band 69, pagina 73a ins Handelsregister eingetragen werden konnte. Kaum zwei Wochen später wurde die Firma in eine OHG umgewandelt, und nun wurde Olga Bauer als Mit-Inhaberin ins Handelsregister eingetragen. Die Zusammenarbeit der beiden Damen überdauerte das erste Geschäftsjahr nicht. Bereits Anfang 1928 schied Ida Fischer, nachdem sie sich mit ihrer Kollegin überworfen hatte, in Unfrieden aus der Firma aus, die sich nunmehr „Fiba-Verlag O. Bauer“ (Eintragung: 24.1.1928) nannte. [2] Im selben Jahr ließ sich Olga Bauer als Solomitglied der Staatsoper in Wien pensionieren, um sich dem Verlag zu widmen. Finanziell stand der Verlag trotz mancher Verkaufserfolge auf schwachen Beinen. Kreditansuchen des Verlags bei diversen Instituten wurden nach Anfragen an die Korporation 1932-1935 „unter den gebotenen Vorsichten“ offenbar bewilligt.

Fiba Übersiedlungsanzeige 1932Dennoch blieb der Verlag die Korporationsumlage für die Jahre 1933 bis 1937 schuldig, was auf die prekäre finanzielle Lage hinweist. Die Verlagsinhaberin erklärte den Rückstand in einem Schreiben an die Korporation am 1. September 1937 auf folgende Weise:

Infolge schwerer Verluste, die einerseits durch uneinbringliche Forderungen meiner Versandbuchhandlung in den Sukzessionsstaaten (Polen & Rumänien), andererseits durch völliges Versagen einiger von mir edierten Verlagswerke entstanden sind, war es mir in den letzten Jahren nur mit größter Mühe und unter Versagung selbst der bescheidensten privaten Ansprüche möglich, das Unternehmen zu erhalten und ich war daher beim besten Willen nicht in der Lage, die Zahlung dieser Abgaben zu leisten. [3]

Die Bezahlung dieser Rückstände hätte, so die Verlegerin, „tatsächlich eine schwere, nicht tragbare Beeinträchtigung der Geschäftslage meines Unternehmens zur Folge“ (ebenda). In diesem Jahr erzielte der Fiba-Verlag einen Umsatz von ca. S 100.000, was zwar nicht horrend viel war, aber immerhin in der Umsatzgrößenordnung vergleichbarer Verlage zu dieser Zeit.

Nach dem „Anschluß“ scheint an manchen öffentlichen Stellen das Interesse an einem Weiterbestehen des Verlags gefehlt zu haben. Das Motiv mag darin liegen, daß der Fiba-Verlag Judaica bzw. „judenfreundliche“ Bücher verlegte, wie etwa Alex Beins Theodor-Herzl-Biographie, oder darin, daß die Inhaberin als „jüdisch versippt“ galt. Nichtsdestoweniger durfte der Verlag weiterbestehen, durfte Verlagsbestände bis auf die Judaica, die durch den jüdischen Kulturbund vertrieben wurden, verkaufen. [4] In den Monaten Jänner bis November 1938 erreichte der Umsatz immerhin 30.000 RM. [5]

Am 15. Juli 1938, dem letzten Termin für die Einreichung des Formulars „Verzeichnis über das Vermögen von Juden nach dem Stand vom 27. April 1938“ errechnete Olga Bauer v. Pilecka den Gesamtwert des Betriebs Fiba-Verlag und stellte fest, daß nach Abzug der Betriebsschulden nichts mehr übrigblieb. [6] Das mag dazu beigetragen haben, daß man den Fiba-Verlag für nicht erhaltungswürdig erachtete. So kam es „infolge Kleinbetriebs“ zur Löschung des Fiba-Verlags O. Bauer aus dem Handelsregister am 30. Dezember 1938.

Die Produktion

Das Programm des Fiba-Verlags umfaßte eine bunte Mischung, die gelegentlich auch Belletristik miteinschloß. Das finanzielle Rückgrat dieses Verlags bildeten praktische Ratgeber für Motorisierte (Ohne Chauffeur, Das Auto von A-Z, Ratgeber für Motorradfahrer usw.), die mehrere Auflagen erlebten, Literatur zum Thema Bridge (Bridge als Spiel und Kunst, Lerne Bridge spielen; Internationale Bridgeregeln usw.), Reiseführer in der Serie Fiba-Bummel-Bücher[7] (Palästina, Neues Palästinahandbuch, Griechenland und der nahe Osten, Venedig, Südslawische Adria und Salzburg – von Bernhard Paumgartner) und Kochbücher (z.B. Stefanie Mathias, Das Beste aus aller Welt. 888 Kochrezepte). 1928 startete der Verlag auch noch eine Serie Praktische Wirtschaftsbücherei, in der zwei Werke verlegt wurden.

Fiba Briefkopf

Briefkopf des Fiba-Verlags

Der Fiba-Verlag begann seine Produktion 1928 mit den oben erwähnten Automobilistenratgebern und ließ außer Neuauflagen bis Anfang der 30er Jahre kaum mehr etwas erscheinen. 1931 kamen eine Anzahl von Romanen heraus, so z.B. Werke von O. West (Vera Mens, ein Mädel in Wien), Elsa Tauber (Zwei unterwegs. Ein Urlaubsroman in 30 Tagen), Karl Ziak (Wien. Heldenroman einer Stadt). Belletristik erschien nunmehr sehr sporadisch. Kurt Sonnenfelds Roman Die Ehen des Doktor Wank erschien 1933, Peter Norellis Utopistentagung anno 2000. Wertumwertung 1936. Auch Erinnerungswerke wurden verlegt: Hugo Knepler, O diese Künstler. Indiskretionen eines Managers. Einmal – im Jahre 1933 – brachte der Fiba-Verlag „ein aktuelles Werk heimischer Literatur“ auf den Markt. Ende April 1933 erschien nämlich Mutteralmanach der Dichter Österreichs mit Beiträgen von Emil Ertl, Franz Karl Ginzkey, Hugo Greinz, Paula Grogger, Alexander Lernet-Holenia, Rudolf List, Felix Salten, Arthur Schnitzler, Otto Soyka, Heinrich Suso-Waldeck, Karl Hans Strobl und Dolores Vieser.

Alles in allem leistete der Fiba-Verlag keinen nennenswerten Beitrag zur Belletristikproduktion in Österreich.

Anmerkungen

[1] Quellenhinweise: Handelsgericht Wien, Registerakt A 69, 73a (WrStLa); Akt Gremium/Fiba-Verlag; AVA, BMfHuV, VVSt, V.A. 05412, Olga Bauer, geb. v. Pilecka; Anzeigen im Anzeiger.

[2] Die Umstände um das Ausscheiden der Partnerin aus der Firma kann man aus einem Schreiben Olga Bauers an die Korporation vom 30.10.1930 herauslesen. Demnach hätte Frau Fischer seit längerer Zeit versucht, „durch Verbreitung unwahrer Dinge das Renomee meines Unternehmens zu schädigen“. Daher ersuchte sie die Korporation, entsprechende Schritte zu unternehmen und behielt sich vor, strafgerichtliche Anzeige wegen Ehrenbeleidigung zu erstatten. Ähnliches kann man in einer Mitteilung im Anzeiger, 71. Jg., Nr. 45, 7.11.1930, S. 290, lesen.

[3] Liegt im Akt Gremium/Fiba-Verlag.

[4] Ebenda. Schreiben der RSK Landesleitung Wien an die Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels Berlin vom 8.I.1940.

[5] Handelsgericht Wien. Registerakt A 69, 73a. Schreiben der Handelskammer Wien vom 16.12.1938.

[6] AVA, BMfHuV, V.A. 05412, Olga Bauer v. Pilecka.

[7] Diese Serie wurde auch englisch u.d.T. Fiba-Ramble-Books herausgegeben. Es kam lediglich zu einer Folge über Venedig von THEODOR F. MEISELS.

Ergänzungen zur Buchveröffentlichung von 1985

Ida Fischer, geboren am 8. November 1879 in Rudolfswert (heute Novo Mesto, Slowenien), hat am 1. Juli 1930 eine Verlags- und Versandbuchhandlung in Wien V., Zentagasse 8, gegründet und die Firma I. Fischer offenbar auch nach dem März 1938 dort geführt. Auf der DÖW-Website (Gestapo-Opfer (Jüdinnen und Juden), Politisch Verfolgte) liest man zu ihrem weiteren Schicksal: „Die Verlagsbuchhändlerin Ida Fischer, die nach den ‚Nürnberger Gesetzen‘ als ‚Mischling‘ galt, verkaufte trotz der Sperre ihrer Buchhandlung weiterhin Bücher. Sie wurde deshalb am 29. 5. 1942 wegen ‚Verdachts des fortgesetzten Betruges‘ von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasst. Ida Fischer kam am 7. 1. 1943 in Auschwitz um.“

Ihre ehemalige Geschäftspartnerin Olga Bauer-Pilecka ist am 2. Juli 1941 in Wien gestorben. Sie ist Gegenstand einer Dissertation, die gegenwärtig an der Universität Wien geschrieben wird, die sich vornehmlich ihrer Karriere an der Hofoper bzw. Staatsoper in Wien widmet. Es ist zu erwarten, dass die Arbeit weitere Einzelheiten über den Verlag zutagefördert. Für weiterführende Hinweise über Ida Fischer und Olga Bauer-Pilecka sowie den Verlag bin ich Herrn Peter Clausen, Wien, zu Dank verpflichtet.

Das im Verlagsabschnitt erwähnte Ratgeberbuch Ohne Chauffeur wurde irrtümlicherweise dem Fiba-Verlag zugeordnet. Nach Angaben der DNB erschien das Buch im Filius-Verlag, Wien. Der Fiba-Verlag verlegte, von 1935 bis 1937, die Zeitschrift Palästina. Zeitschrift für den Aufbau Palästinas (nota bene: die Zeitschrift hatte wechselnde Untertitel und wurde 1934 etwa vom „Herzl-Klub“ herausgegeben).

Fiba-Bildergalerie

In den Jahren 1927 bis 1938 hat der Fiba-Verlag (zunächst Ida Fischer, dann O. Bauer) in Wien ca. 60 Titel aus verschiedensten Sparten herausgegeben. Schwerpunkte waren Belletristik, Ratgeber und Sachbücher, Reisebücher bzw. -führer, Werke zum Automobil- und Flugwesen, Kartenspielen (Bridge) und schließlich ab 1933 verstärkt erscheinende Bücher (Reiseführer wie auch Sachbücher) über Palästina. Dank der freundlichen Unterstützung von Herrn Peter Clausen, Wien, dem Enkel der Verlegerin Olga Bauer, ohne dessen Hilfe die Sammlung sehr unvollständig wäre, habe ich eine „Bildergalerie“ aus der reichhaltigen Verlagsproduktion zusammengestellt und die Abbildungen nach Themengebieten strukturiert.

Mit der Buchgestaltung beauftragte der Fiba-Verlag eine Reihe von Künstlern, unter ihnen Kóra (d.i. Ferdinand Korber, 1897–1953), aber allen voran den vor allem als Plakat- und Werbekünstler wahrgenommenen Hermann Kosel (1896–1983). Ab 1931 gestaltete er einzelne belletristische Werke, darunter die von Oswald Levett, Elsa Tauber und Kurt Sonnenfeld, Einbände und Schutzumschläge für die Reisebuchreihe Fiba-Bummel-Bücher (bzw. Fiba-Ramble-Books), Werke über Palästina sowie über den Automobilismus. Im Fall der Reisehandbücher griff Kosel interessanterweise ein Motiv auf, das er im Bereich der Tourismuswerbung in den 1920er Jahren mehrfach einsetzte. Bei den sehr erfolgreichen Automobilbüchern für Fiba übernahm er das Motiv eines Autos, das er in seinen Plakaten für die Internationale Automobil- und Motorradausstellung in der Rotunde in Wien für die Jahre 1930, 1931 und 1932 verwendet hatte. Vom Verf. stammt ein Bildessay in deutscher und englischer Sprache über Kosel vor allem für den Fiba-Verlag: „Hermann Kosel als Buchgestalter. Am Beispiel des Fiba-Verlags Wien–Leipzig.“

Die hier präsentierte Bildergalerie wird nach Möglichkeit – vor allem dank der Hilfe von Herrn Peter Clausen, Wien, laufend ergänzt. (Murray G. Hall)

Belletristik

Kartenspiele

Ratgeber/Sachbuch

Automobil und Verkehr

Ausstellungen

Palästina

Reisebücher

Fiba-Bummel-Bücher (1931–1935)

Fiba Ramble-Books

 

Literatur

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