Genossenschaftsverlag (Wien-Berlin-Prag-Leipzig)
- Daimon
- Der neue Daimon
- Gründung des „Genossenschaftsverlags“
- Der „Flügelschlag der Zeit“
- Die Gründungsmitglieder
- Gewinnverteilung
- Die „Produktion“
- Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“
- Verlag „Der Neue Mensch“
- Verlag „Aufschwung“
- Verlag des „Ver!“ (-Verlag der „Revolution“)
- Das neue Gedicht. Eine zwanglose Sammlung.
- Anmerkungen
- Ergänzungen zur Buchveröffentlichung von 1985
Der „Genossenschaftsverlag“ war – allein der gewählten Rechtsform wegen – wohl die ungewöhnlichste Neugründung der jungen Republik, dabei aber nicht die einzige Verlagsgenossenschaft in Österreich zu dieser Zeit. Hier sind es vor allem das literarische Umfeld, die vielen Geistesverwandtschaften, die personellen und ideellen Brücken in der Wiener Literaturszene dieser Zeit, die die Komponenten für ein interessantes Kapitel österreichischer Literaturgeschichte liefern. Und gerade beim „Genossenschaftsverlag“ konvergieren mehrere Strömungen der Zeit, wie Aktivismus und Expressionismus. Der Genossenschaftsverlag steht, bildlich gesprochen, inmitten eines reich verästelten Netzwerkes.
Trotz der letztlich schmalen, eher unauffälligen Produktion und der kurzen Lebensdauer dieses einzigartigen Verlags wird dessen Geschichte verwickelter, wenn man sich bemüht, den geistigen Vorgängern, überhaupt dem geistigen Umfeld, den personellen Verflechtungen, Geschäftsverbindungen, freundschaftlichen und familiären Beziehungen der jüngeren Generation von Schriftstellern in Wien auf die Spur zu kommen.
Es bestehen nämlich Querverbindungen zum ganzen Zirkel der jungen Expressionisten und Aktivisten in Wien. Diese reichen von den Mitgliedern des 1908 durch eine Vereinsumbildung gegründeten „Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien“, über personalmäßig verwandte Publikationen wie Der Anbruch, Der Ruf, Der Neue Ruf zu expressionistischen Zeitschriften wie Daimon, Der Neue Daimon oder Der Aufschwung (im gleichnamigen Verlag!), zu den Blättern des Burgtheaters, zum Kreis um Robert Müller und die spätere „Literaria“. Aber auch Druck- bzw. Verlagsunternehmen wie der Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky, der Verlag Frisch & Co., der Ed. Strache Verlag, die Waldheim-Eberle A.G. und E.P. Tal & Co. sind mit dem Umfeld um den „Genossenschaftsverlag“ eng verknüpft.
Zum richtigen Verständnis der Anliegen der Gründer des „Genossenschaftsverlags“ ist es aber auch notwendig, auf die Frage des vor allem in Deutschland nach Ende des Ersten Weltkriegs leidenschaftlich diskutierten und von der Standesvertretung (etwa: Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich) vehement propagierten „Sozialisierung des dichterischen Schaffens“ einzugehen. Wie wir sehen werden, drang ein Aspekt dieser Diskussion, nämlich die Sozialisierung der Gewinne, aus einem Autorenverlag nach Deutsch-Österreich, wo er angesichts einer von Deutschland von Grund auf verschiedenen Verlagslandschaft anders rezipiert wurde.
Daimon
Im Februar des Jahres 1918 erschien zum ersten Mal eine literarische Zeitschrift des (österreichischen) Expressionismus: Daimon. Herausgeber war der am 20. Mai 1890 in Bukarest geborene, im Februar 1917 in Wien zum Dr. med. promovierte Militärarzt und spätere Verlagsgründer Jakob (Moreno) Levy (auch: J.L. Moreno). Als „verantwortlicher Redakteur“ zeichnete Ernst Wilhartitz (* 4.4.1884, Wien), was insofern nicht überrascht, als die Zeitschrift durch die Kunstdruckerei Frisch & Co. hergestellt wurde und Wilhartitz seit Ende 1916 als Gesellschafter der Firma tätig war, während des Kriegs die Geschäftsleitung übernahm und dann Mitte Juni 1920 offiziell Alleininhaber von Druckerei und Verlag wurde. „Frisch & Co.“ blieb der Hausdrucker sowohl des Daimon und dessen Nachfolgers (bis November 1919) als auch eine Zeitlang des „Genossenschaftsverlags“.
Der erste Jahrgang des Daimon erschien 1918 vier Mal mit folgendem Impressum: Daimon-Schriften/Verlag Brüder Suschitzky Wien. Die Adresse für Einsendungen (Heft 1-3) war zunächst Wien XIX., Billrothstraße 39, laut Heft 4: XIX., Felix Mottl-Straße 12, die mit der Wohnadresse des Daimon-Mitarbeiters und Redakteurs Emil Alphons Rheinhardt identisch war. Mit Rheinhardt bestehen wiederum Querverbindungen zum Akademischen Verband, zum Kreis um das KPQ, um die Zeitschrift Der Friede wie auch kurz darauf zur jungen Generation beim Ed. Strache Verlag. Auch der „Verlag“ des Daimon ist an sich keine Überraschung: im linken, sozialdemokratisch angehauchten „Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky“ – die Firma war am 1. November 1901 von den Brüdern Philipp und Wilhelm Suschitzky gegründet worden – ist bereits 1915 ein Gedicht von Daimon-Herausgeber J.M. Levy als „Flugbericht“ erschienen.
Zu den vielen Mitarbeitern des kurzlebigen Daimon zählten u.a. Béla Balázs, Franz Blei, Max Brod, Albert Ehrenstein, A.P. Gütersloh, Georg Kulka, Fritz Lampl, J.M. Levy, Robert Müller, E.A. Rheinhardt, Julius Slowacki, Hugo Sonnenschein, Ernst Weiß, Franz Werfel, Alfred Wolfenstein. Die Mitarbeiter sind überhaupt ein Spiegelbild der Szene der jungen Schriftsteller aus Wien und Prag, wobei die vielen Freundschaften die Mitarbeit von diesem oder jenem erklären. Zu diesem Kreis zählte auch Robert Musil, von dem ein Beitrag mehrfach im Daimon (wie auch im Anbruch) angekündigt wurde, aber letztlich nicht erschien.
Der neue Daimon
Die Zeitschrift Daimon wurde nach den vier Folgen des Jahres 1918 ab Jänner 1919 als Der neue Daimon. Eine Monatsschrift fortgeführt. Sie erschien – wie die Firma richtig lautet – im Verlag der „Daimon-Schriften“, Wien I., Bauernmarkt 9. Levy blieb bis zum Herbst 1919 Herausgeber. Als Kontrast zur heutigen Einschätzung dieser Zeitschrift ist es nicht uninteressant, sich einmal die „Selbsteinschätzung“ anzusehen. Im Frühjahr 1919 gab nämlich der Verlag der „Daimon-Schriften“ in der Österr.-ungar. Buchhändler-Correspondenz und in der Österr.-ungar. Buchhändler-Zeitung eine gleichlautende Anzeige auf, die u.a. folgenden Inhalt hatte:
Der „DAIMON“, der als „DER NEUE DAIMON“ den Jahrgang 1919 beginnt, hat sich während des Jahres 1918 durch seine radikal-ethische Gesinnung, seine Exklusivität wie durch den Versuch, neben den jüngsten und extremgeistigsten deutschen Verfassern, wie Max Brod, Martin Buber, Iwan Goll, Georg Kaiser, Paul Kornfeld, Franz Werfel, Alfred Wolfenstein u.A., Franzosen wie Jammes, Suarés, Paul Claudel, Debussy, Tschechen wie Ottokar Brezina, Petr Bezruc u.A. vor das deutsche Publikum zu bringen, eine führende Stelle unter den neueren Zeitschriften wie einen ansehnlichen Leserkreis im deutschen Reiche und im Auslande erworben.
„DER NEUE DAIMON“ wird in der schärfsten Betonung eines wahrhaften persönlichen Lebens stets sein vornehmstes Ziel sehen. [1]
In dieser Anzeige fällt auch folgende Passage auf:
Gleichzeitig erschien der Prospekt des Jahrganges 1919 mit einem Aufruf „An die Leser zum Aufstand gegen die Autoren“.
Dieser Aufruf in einer Zeit, die viele „Aufrufe“ kannte, und zwar mit Leser-Autor-Beziehung, findet seine Parallele in dem kurz darauf veröffentlichten Aufruf der Autoren zum Aufstand gegen die „kapitalistischen Verleger“.
Gründung des „Genossenschaftsverlags“
Als Der Neue Daimon 1919 zum zweiten Mal als Heft 3/4, April 1919 erschien, hatte die Zeitschrift einen „neuen“ Verlag, den „Genossenschaftsverlag“. Sonst hatte sich nichts geändert: Standort, Herausgeber, Redakteur und Drucker blieben gleich, nur die Rechtsform war eine andere. Stichwort: Sozialisierung des dichterischen Schaffens.
Wie bereits angedeutet, war die „Sozialisierung“, noch dazu im geistig-kommerziellen Bereich, mehr als bloß ein unverbindliches Schlagwort in den deutschen Verlagszentren. Nach Ende des Weltkriegs war zum Kampf gegen die ausbeutenden Verleger geblasen worden, aber was unter diesem Begriff tatsächlich zu verstehen war, scheint so vielfältig zu sein wie deren Verfechter. „Gewinnbeteiligung“ war eine Form. Die weniger radikale Argumentation der Sozialisierung ging z.B. davon aus, daß „alle Kräfte zum Wiederaufbau des deutschen Volks in Tätigkeit treten müssen“. Der Markt sei von Unterhaltungsschriftstellern und deren glänzend verdienenden Verlegern dominiert, die aber nichts zur Erweiterung der deutschen Kultur beitrügen:
An Stelle der Persönlichkeit der Schriftsteller trat die Uniform der Verleger. Man kaufte in dem militaristischen Staate am liebsten uniformierte Bände. Dann war man sicher, nicht denken zu müssen. Der Verleger und seine dem strengen Dienst des Kapitals unbedingt unterworfenen Lektoren waren für den Inhalt der Bücher verantwortlich. Die Schriftsteller aber hatten gehorsam den Trank zu mischen, der die alltagsmatten Nerven kitzeln sollte, und wurden dafür gut bezahlt.
Will unsere Kultur von diesem Zustand einer hinter uns liegenden Periode genesen, so muß in der nächsten Zeit der Dichter wieder stärker zu seinem Rechte kommen. [2]
Dem Verfasser dieses im Mai 1919 im Literarischen Echo erschienenen Diskussionsbeitrags schwebte Sozialisierung des dichterischen Schaffens in anderen Formen vor, nämlich in Form einer staatlichen Subvention durch Werkankauf wie durch die Schaffung von Stiftungen. In derselben Zeitschrift bezeichnete ein anderer Zeitgenosse wenig später diese Vorstellung als „Totgeburt der Zeit“. [3] Der Kritiker sollte – angesichts der Kurzlebigkeit mancher Unternehmen – recht behalten. [4]
In Deutschland schien es hinsichtlich „Sozialisierung der Dichtkunst“ – was immer man zunächst darunter verstehen wollte – mit dem Leipziger Kurt Wolff Verlag ernst zu werden. [5] Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in der deutschen Presse eine diesbezügliche Nachricht Anfang April 1919 mit folgendem Inhalt:
Wie wir erfahren, soll infolge freier Entschließung des jetzigen Inhabers der Kurt Wolff Verlag in Leipzig ‚sozialisiert“ werden. Der Gesamtverlag wird am 1. Oktober nach München übersiedeln und in den Gemeinbesitz seiner Angestellten einschließlich seiner Lektoren und des derzeitigen Inhabers übergehen.
Was allerdings unter dem Begriff „Sozialisierung“ zu verstehen war, blieb unklar. Mit einiger Verspätung brachten u.a. auch Wiener Blätter, deren literarische Mitarbeiter dem Daimon und Neuen Daimon nahestanden, die sensationelle Meldung. So z.B. Der Neue Tag (16.4.1919) und die Wiener Allgemeine Zeitung (14.4.1919). Aus der großen Ankündigung der Sozialisierung beim Kurt Wolff Verlag wurde überhaupt nichts. Anders die Bemühungen in Wien.
Gegen Ende März 1919 erließ „eine Gruppe Wiener Dichter und Schriftsteller von anerkanntem Rang, die man als die Wortführer der ,jungen Generation – soweit dieses Wort nicht eine literarische Schule, sondern eine sozial-ethische Höhe bezeichnet – ansprechen darf“, wie die Zeitung Der Neue Tag sie vorstellte, [6] den nachfolgenden Aufruf:
AUFRUF DES GENOSSENSCHAFTSVERLAGS
Noch ist der Dichter, der Denker in der Hand des Kapitals. Noch entscheidet über Druck und Verbreitung erstarrtes Alter, persönliche Voreingenommenheit der Verleger, der Dünkel ich-befangener Herausgeber. Junge Dichter fielen, ehe sie ihr Wort sahen, verhungerten, blind geopfert, ehe man sie sehen wollte, niemand gab ihnen das Lebensmittel: Geld für ihre guten Worte. Verse und Prosa der starken Anfänger verkümmern im Dunkeln, weil der zarte Anfang oder der steile Wurf noch kein Geschäft ist. So beschlossen wir, uns und den Proletariern, die nach uns kommen, zu helfen. Wir fordern euch auf, ein Gleiches zu tun, mitzutun.
Wir selbst wollen, was wir zu geben haben, preisgeben.
Wir wollen jede neue gute Stimme, soweit unsere Kräfte reichen, schallend machen.
Wir: Genossen, Kameraden Brüder, wollen zu allen sprechen, sagen, bekennen, was wir sind, was wir fühlen und denken. Wir wollen weder ausgebeutet werden, noch Ausbeuter sein.
Der Ertrag aus den Büchern der Klassiker, der großen Toten aller Zeiten, darf nicht Geschäftsleuten, Büchermachern, vor altem Neuen aufs Neue verlegenen Verlegern zuströmen, sondern den Erben der vergangenen Dichter, den lebenden, kommenden Dichtern: uns und unseresgleichen.
Das Wort muß frei werden, Gemeinbesitz aller. Unsere Arbeit gehört der Menschheit.
Der von uns Gefährten verwirklichte Genossenschaftsverlag stellt die Dichter endlich in die Reihe der Arbeiter: die Ernte aus ihren Werken dient nicht mehr dem Wucher der Zwischenhändler, sondern dem Lebensunterhalt der Mitschaffenden.
Wer reine Hände hat, stehe zu uns!
FÜR DEN GENOSSENSCHAFTSVERLAG WIEN:
ALFRED ADLER, ALBERT EHRENSTEIN, FRITZ LAMPL, JAKOB MORENO LEVY, HUGO SONNENSCHEIN, FRANZ WERFEL[7]
Auf den Spruch folgte der Wider-Spruch: In einer Zuschrift des „bekannten Wiener Dichters“, L.P., an den Neuen Tag nimmt der Verfasser vor allem die Großzügigkeit aufs Korn, mit der die Unterzeichner des Aufrufs „ihre Ansprüche nicht etwa auf die geistige, sondern auf die materielle Erbschaft der Klassiker anmelden“. [8] „Der Sozialismus bekämpft und verwirft das Erbrecht. Soll es für die sozialisierte Literatur in so erkünstelter Form eingeführt werden?“ Im Aufruf klagen die Unterzeichner den Verleger an, aber der „Wiener Dichter“ gibt zu bedenken, daß es zuweilen auch der Leser ist, der den starken Anfänger im Dunkeln verkümmern läßt. Schließlich streitet der Zuschriftenverfasser manchem Unterzeichner gewissermaßen das Recht ab, sich gar so proletarisch zu geben.
Aber fühlen sich die Unterzeichner des Aufrufes alle frei von Schuld? Sind nicht welche unter ihnen, denen es als Verrat an der Kunst und am Geiste gilt, fürs Volk zu schaffen? Deren höchster Ehrgeiz es ist, nur für eine Auslese überfeinerter Stammtischgefährten in verstiegenen Wendungen Unerlebtes, Ungefühltes, Unverständliches zu schreiben? (…) Sie mögen, wenn sie sich in die Reihe der Arbeiter stellen, vor allem ihr Werk sozialisieren. (…)
Während die Liste der Mit-Begründer bis auf den Namen Alfred Adler keine Überraschungen enthält, fehlt derjenige von Robert Müller, der die Aktivistenpublikationen und expressionistischen Zeitschriften vertrieb und den man eventuell hätte erwarten können. Müllers Ziel war es allerdings gewesen, nicht die „Produktionsmittel“, sondern den „Vertriebsmechanismus“ in die Hand zu nehmen, „um die neuen Ideen zu verbreiten“.
Gar so revolutionär oder, wie der hämische Kritiker Anton Kuh schrieb, „in regelrecht kommunistischem Sinne“ war der neugegründete autoreigene Verlag nun auch wieder nicht. Dennoch meinte Kuh weiter, die Autoren würden sich von ihren „Stammverlagen“ entfremden und „ihrem kommunistischen Selbstverwertungs- und Unabhängigkeitsideal“ opfern. [9]
Aber das Prinzip, im deutschen Sprachraum sein eigener Verleger zu werden, war bereits eineinhalb Jahrhunderte alt und keine Neuheit der November-Revolution des Jahres 1918. Schon Klopstock machte sich in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts über die Möglichkeit einer „Literatur ohne Buchhandel“ Gedanken, als er am Vorabend der Französischen Revolution 1773 seine Deutsche Gelehrtenrepublik konzipierte. Auch hier ging es darum, daß Schriftsteller und Gelehrte uneingeschränkt den Ertrag ihrer Arbeiten erhalten und sich aus den Händen „blutsaugerischer“ Verleger lösen sollten. Die Deutsche Gelehrtenrepublik kam über die ersten Anfänge nicht hinaus; eine 1781 in Dessau von Karl Christopher Reiche gegründete „Buchhandlung der Gelehrten“ hielt sich fast vier Jahre, bevor sie in einem etablierten Verlag (Göschen) unterging. [10]
Wie standen die Chancen des „Genossenschaftsverlags“ in Wien, und was bezweckte er überhaupt?
Der „Flügelschlag der Zeit“
Obwohl die neue Firma (laut Statuten) in vollem Wortlaut „Genossenschaftsverlag registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung“ hieß, sind die Mitbegründer von der Idee einer Registrierung beim Handelsgericht abgekommen. Der Grund hiefür ist nicht bekannt, aber es ist möglich, daß man den künftigen Umfang des Geschäfts als „klein“ einschätzte, sich keinerlei Vorteile aus einer Registrierung erhoffte oder mangels geschäftskundiger Mitarbeiter (vgl. Robert Müllers ‚Literaria‘!) Angst vor dem „Papierkram“ hatte. [11] Was aber dennoch offiziell belegt ist, ist die Bemühung, im Gründungsmonat April 1919 für ein Lokal im 1. Bezirk eine „Buchhandlungskonzession“ zu erhalten. Dieses hätte vermutlich nur zum Verkauf eigener Verlagswerke gedient. Eine diesbezügliche „Parteieneingabe“ des „Genossenschaftsverlags Wien-Berlin“ hangte am 25. April 1919 beim Deutschösterreichischen Staatsamt für Handel & Gewerbe, Industrie & Bauten (Sekt. 1, Abt. 2) ein. [12] Einige Tage später wurde der Akt samt Statutenentwurf an die Landesregierung in Wien zur instanzmäßigen Entscheidung übersendet. Hier (im magistratischen Bezirksamt f. d. 1. Bez.) verstaubte er ein Jahr (!) lang, ohne daß sich etwas tat. Die Alleinauslieferung für Österreich besorgte inzwischen die Waldheim-Eberle A.G. Die „Entsprechung“ des betreffenden Erlasses des Staatsamts wurde Mitte März 1920 urgiert. [13] Am 2. April 1920 teilte die n.ö. Landesregierung mit, daß der Akt noch im M.B.A. 1 „betrieben“ werde. [14] Allein die lange Behandlungszeit (gute 12 Monate) läßt darauf schließen, daß der Genossenschaftsverlag wenig Chance hatte, zu einer Konzession zu kommen. Selbst dem etablierten Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky, der seinen Sitz im 10. Bezirk hatte und zu genau derselben Zeit wie der Genossenschaftsverlag im 1. Bezirk eine Verlags-, Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung eröffnen wollte, wurde die Konzession wiederholt verweigert. Gutachten mußten von einer Reihe von Behörden eingeholt werden. Im Fall Anzengruber-Verlag hatte etwa die Polizei keine Bedenken, gleichfalls die Wiener Buchhändler-Korporation. Die Bezirksvertretung Wien 1 war kompromißbereit, das Marktamt 1 „mangels Bedarfes“ dagegen und schließlich das MBA 1 entschieden dagegen. Denn bezüglich der Lokalverhältnisse wurde darauf verwiesen, daß Mitte 1919 im favorisierten 1. Bezirk bereits ca. 240 Buch-, Kunst- und Musikalienhandlungen bestanden, so daß man wohl von einer „Überfüllung“ sprechen konnte. Der Buchhandel wurde vor allem in Wien nach dem Zusammenbruch der Monarchie in fast denselben Dimensionen weitergeführt.
Nun war aber die Funktion Wiens als Buchhandelszentrum doch eine andere geworden. Das Ansuchen des Genossenschaftsverlags wird aus ähnlichen Gründen abgewiesen worden sein. Aktenkundig wurde das Ansuchen ein letztes Mal Ende Juni 1920[15]:
Laut prot. Einvernahme vom 2. Juni 1920 hat Fritz Lampl, Vorstandsmitglied der Genossenschaft das Konzessionsgesuch zurückgezogen & auf eine schriftl. Erledigung verzichtet. Der Genossenschaftsverlag besteht nicht mehr. (sic!)
Wie man aber trotz mangelnden Bedarfs doch noch zu einer begehrten Konzession kommen konnte, wird u.a. das Beispiel E.P. Tal & Co. Verlag zeigen.
Nun zur Frage des Ziels des „Genossenschaftsverlags“. Im „Vorwort zu den Statuten“ liest man dazu folgendes:
Das Ziel des Genossenschaftsverlags ist die vollkommene Sozialisierung der Autoren, das heißt die Sicherung des vollen Lebensunterhaltes aller Genossenschafter, die ihr gesamtes präsentes oder künftiges Werk dem Verlag zur Verfügung stellen. Da aber der Genossenschaftsverlag gegenwärtig zwei Arten von Autoren hat, solche, die kapitalistischen Verlegern verpflichtet sind, und solche, die frei sind, mußten als Übergangszustand folgende Statuten von der I. Generalversammlung festgesetzt werden: (…)[16]
Konkret war der Gegenstand des Unternehmens folgender:
der Verlag von Werken moderner und klassischer Autoren und die Ausübung aller zugleich mit den Werken erworbenen Autorrechte (Übersetzungen, Bühnenaufführungen usw.).
Die Gründungsmitglieder
Aus dem vorher Gesagten ist das Zusammenfinden einiger der sechs Gründer bzw. „Mitglieder des ersten Vorstandes“ erklärbar: Levy (1889-1974), Ehrenstein (1886-1930), Werfel (1890-1945), ev. Hugo Sonnenschein (-Sonka) (1889-1953). [17] Bei Fritz Lampl (1892-1950) [18] und Alfred Adler (1870-1937) ist das vielleicht weniger der Fall. Aber warum gerade der Individualpsychologe Alfred Adler sich hierher „verirrte“, (läßt sich vorläufig nur damit erklären, daß er wie Lampl mit Albert Ehrenstein befreundet war (bzw. umgekehrt) und daß dieser 1917 in Zürich als Sekretär des von Adler inspirierten „Vereins für Individualpsychologie“ wirkte. [19]
Mitglied der Genossenschaft konnte jeder Autor werden, von dem ein Werk zum Verlag angenommen wurde – womit der Verlag sämtliche Autorenrechte erwarb – und der überdies einen einmaligen Beitrag von K 250 (Geschäftsanteil) erlegte. Um diesen Betrag in einer konkreten Relation zu sehen: ein Jahresabonnement des Neuen Daimon kostete K 12, ein Einzelheft K 1,20.
Gewinnverteilung
Der Gewinn sollte in der Weise verteilt werden, „daß jeder Autor den gesamten Reingewinn seiner Werke erhält“. Jeder Genossenschafter hatte Anspruch auf mindestens eine „Verteilungseinheit“ [20] ohne Rücksicht darauf, ob von seinem Werk tatsächlich 1000 Exemplare verkauft wurden. Sollte ein Genossenschafter aus einem einzigen Werk einen Reingewinn von K 1000 oder mehr erziehen, so mußte er nach einem genauen Schlüssel in den Statuten „progressive und perzentuelle Abzüge“ bis zu 20% hinnehmen.
Aus diesen Abzügen wird ein Fonds gebildet, der folgenden Zwecken gewidmet ist:
a) der Unterstützung armer Autoren;
b) der Unterstützung kranker Autoren;
c) für Prämien im Falle einer außerordentlichen schöpferischen Leistung;
d) endlich zur Gründung eines Reims und Errichtung einer Schule, in der Autoren als Lehrer wirken.
Doch so fortschrittlich, so begrüßenswert, edel und – man möchte fast sagen – utopisch diese Ziele waren, wurden sie, so Ehrenstein, „selten erreicht“. Das lag daran, daß es nicht genügte, einfach den „kapitalistischen Verleger“ auszuschalten. Um die Werke der zusammengeschlossenen Genossenschafter durchzuziehen, brauchte man einen dynamischen Vertrieb und nicht bloß Verbreitung unter wenigen begeisterten Gleichgesinnten. Und nicht zuletzt brauchte man ein einigermaßen kulinarisches Programm mit Werken, die sich auch verkaufen ließen. Es gehört wohl zur Ironie eines solchen Unterfangens, daß man, um die Produktion überhaupt zu ermöglichen, sich in die Schuld von Kapitalisten geben mußte. Banal ausgedrückt: man brauchte einen Drucker, der bereit war, die Verlagswerke auf Rechnung herzustellen.
Was aber konnte von allen diesen Vorhaben, die von einem Kritiker als „Flug nach Utopia“ bezeichnet wurden, verwirklicht werden? Um es zu wiederholen: sehr wenig.
Die „Produktion“
Im Laufe des Jahres 1919 erschienen (ab Heft 3/4 im Genossenschaftsverlag) 6 Doppelhefte des Neuen Daimon mit wechselndem Impressum. Levy zog sich im Herbst 1919 aus der Redaktion zurück, da er ab Oktober Fabriksarzt der Vöslauer Kammgarnfabrik wurde und später als Gemeindearzt bis November 1925 in Vöslau wirkte. Im 8. Heft (Oktober 1919), im „Märchenheft“, zeichnete Fritz Lampl als Herausgeber und der jüngere Bruder Albert Ehrensteins, Carl, für den Inhalt verantwortlich. Während diese Folge noch in der Kunstdruckerei Frisch & Co. hergestellt wurde, wechselte der „Genossenschaftsverlag“ zum Druck der Offizin Waldheim-Eberle A.G. ab November 1919 über. Heft 9/10 wurde von Lampl und Sonnenschein, Heft 11/12 (Die Legende vom weltverkommenen Sonka) vom Verfasser Sonnenschein allein betreut. [21]
Mehr oder weniger als Ergänzung zum Neuen Daimon begann im Sommer 1919 eine ungezählte Serie unter dem Titel Die Gefährten zu erscheinen. Bevor die Serie abgebrochen, um dann unter eben diesem Namen als Zeitschrift fortgeführt zu werden, kamen drei Hefte heraus:
1. Hugo Sonnenschein, Slowakische Lieder. (24 S.) [22]
2. Albert Ehrenstein, Die Nacht wird (Sonderheft des neuen Daimon. Für die Redaktion verantwortlich: Albert Ehrenstein, Wien.] (36 S.) [23]
3. Franz Werfel, „Der Dschin.“ Ein Märchen; Gedichte aus „Der Gerichtstag“; Blasphemie eines Irren. (32 S.)
Im letzten Heft des Neuen Daimon 1919 kündigte man dessen Fortsetzung als Die Gefährten und das Erscheinen von 6 Heften bis Ende 1920 an. Das erste Heft des Jahrgangs 1920, das von Albert Ehrenstein geleitet wurde, sollte am 1. Jänner erscheinen. Es kam aber alles anders. Erschienen sind 10 Hefte: [24]
H. 1: Aus den Reden des Gotamo Buddha. Deutsch von Karl Eugen Neumann. (40 S.)
H. 2: [Jakob Moreno Levy], Das Testament des Vaters. (33 S.)
H. 3: Heinrich Mann, Der Weg zur Macht. Drama in 3 Akten; Die Tote. Novelle. (67 S.)
H. 4: Alfred Döblin, Das verwerfliche Schwein. Novelle; Lydia und Mäxchen. Tiefe Verbeugung in einem Akt; Lusitania. 3 Szenen. (59 S.)
H. 5: Otto Stoessl, Der Hirt als Gott. Eine dramatische Sage in 3 Aufzügen. (42 S.)
H. 6: Fritz Lampl, Flucht. Komödie in drei Akten. (22 S.)
H. 7: Albert Ehrenstein, Karl Kraus. (22 S.) [25]
H. 8: Isidor Quartner, Gedichte aus dem Nachlaß. (30 S.)
H. 9: Ernst Weiß, Stern der Dämonen. Roman; Franta Zlin. Novelle; Der bunte Dämon. Gedicht. (71 S.)
H. 10: Oskar Kokoschka, Der weiße Tiertöter. (16 S.) (Widmung: „Adolf Loos dem Gefährten meiner Jugend OK“)
Im 4. Jahr 1921 erschienen die letzten zwei Hefte in dieser Form:
Robert Zellermayer, Die Erzählung. Der Krüppel. Tagebuchblätter und Aufzeichnungen aus dem Nachlaß N.R.’s, ausgewählt und herausgegeben von Stefan Tafler.
Nach längerer Pause erschienen 1922 im Waldheim-Verlag Wien Leipzig Albert Ehrensteins Briefe an Gott als „Die Gefährten Dreizehnter Band“. [26]
Die ehrgeizigen Pläne des „Genossenschaftsverlags“ mußten zwei Jahre nach ihrer Verlautbarung begraben werden, ohne daß das Vorhaben im entferntesten erfüllt worden wäre. Der Grund dürften letzten Endes hohe Schulden und unverkaufte „Gefährten-Hefte“ gewesen sein. Und daß es noch 1922 einen „Nachzügler“ mit dem Band Briefe an Gott gab, dürfte mehr mit der Abdeckung von Schulden zu tun haben als mit der Fortsetzung der Zeitschrift. Die genauen Gründe des frühen Niedergangs des „Genossenschaftsverlags“ sind nicht festzustellen, doch deutet Ehrenstein selber in diese Richtung in einem Brief an den Kurt Wolff-Verlag vom 18. Juli 1922. [27]
Ob Die Gefährten, wie Raabe behauptet, [28] im Waldheim-Verlag als eine Schriftenreihe hätte fortgesetzt werden sollen, ist nicht bekannt. Daß aber der Verlag Waldheim-Eberle A.G. sämtliche dreizehn im „Genossenschaftsverlag“ erschienenen Gefährten-Hefte 1922 zum Vertrieb und Verkauf übernahm, ist belegt. [29] Fest steht außerdem, daß Ehrenstein 1922 bei Waldheim stark verschuldet war. [30]
Es gibt Grund zur Annahme, daß einige Publikationen des „Genossenschaftsverlags“ nicht ohne Erfolg waren und Auflagen bis zu 2, 3 und 4.000 erlebten, so z.B. das Heft von Heinrich Mann. Und hier müssen wir die Mutmaßungen Göbels korrigieren, der versucht, im ideologischen Bereich Gründe für das Scheitern des Verlags zu finden. Göbel behauptet, Ehrenstein sei „neben Werfel der eigentliche Mentor des Genossenschaftsverlags gewesen“ (S. 195). Selbst bei Vertauschung der Rollen ist die Formulierung falsch. Wahr ist vielmehr, daß Werfel nicht im entferntesten „Mentor“ des Verlags war. Mentoren waren, um mit Göbel zu sprechen, Ehrenstein und dann mit Abstand Levy und Lampl. Ob Ehrenstein oder gar Werfel sich „von dem Ideengut der Revolution“ distanzierten, spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Schlicht falsch ist außerdem die These Göbels, daß Autoren wie etwa Heinrich Mann „wohl von Anfang an dem Verlagsunternehmen skeptisch gegenübergestanden“ waren (S. 195). Göbel behauptet – auch falsch – daß Heinrich Mann, Hermann Kesser und Ernst Weiß die Verlagsrechte – entgegen dem Statut – nur für eine Auflage übertragen hätten (ebda.). Daß dies zumindest bei Heinrich Mann nicht zutrifft, läßt sich auch nachweisen. Albert Ehrenstein war spätestens seit 1911 mit Heinrich Mann befreundet, denn im November 1911 übermittelte Ehrenstein ein Exemplar seines kleinen, neuen, bei Jahoda & Siegel in Wien erschienenen, von Oskar Kokoschka illustrierten Buches Tubutsch. [31] Er bezeichnete es als „Proben eines außerhalb des Fackelkreises kaum bekannten Autors“. [32] Im Februar 1920 trat Ehrenstein, der inzwischen bei S. Fischer und Kurt Wolff Lektor gewesen war, an den Kurt Wolff Verlag-Autor Heinrich Mann heran, um diesen für den „Genossenschaftsverlag“ zu gewinnen. Heinrich Mann fühlte sich vom Genossenschaftsverlags-Angebot geschmeichelt und geehrt: „Ihnen und dem Genossenschaftsverlag meinen aufrichtigen Dank für die mir zugedachte Ehrung.“ (Brief H. Mann, 19.2.1920). Am 7. März 1920 heißt es ähnlich im Rahmen von Erörterungen darüber, was im Mann-Heft der Gefährten aufgenommen werden sollte, was „günstiger“ sei usw.: „Ich danke Ihnen nochmals für Ihre so ernsten und umfassenden Absichten.“ Mann war glücklich, daß Ehrenstein ihm in Wien „helfen“ wollte, und zwar plante der „Genossenschaftsverlag“ für April 1920 drei „Mann-Abende“. Wie Werfel war auch Mann dem Kurt Wolff Verlag verpflichtet, was einige Klarstellungen notwendig machte. Einzelabdrucke ganzer Werke würden – wie Mann dem Leiter der Gefährten am 26. März 1920 mitteilte – vom Verleger Wolff nicht gern gesehen. Daher war es erforderlich, den Charakter der Zeitschrift zu wahren, die einzelnen Publikationen als „Stück einer Serie“ in den Buchhandel kommen zu lassen. Mann schlug also vor, neben dem Drama (Der Weg zur Macht) und der Novelle (Die Tote) auch einen kritischen Essay über sich zu bringen.
Von einer Skepsis Manns kann keine Rede sein, wenn dieser sich über den ihm von Ehrenstein mitgeteilten Erfolg von Heft 3 der Gefährten freut und sich mehrfach für die Bemühungen bedankt. Die Startauflage von 2.000 Exemplaren ist einen Monat nach Erscheinen schon weg, und Mann wünscht, daß der „Genossenschaftsverlag“ das Heft weiterdruckt. Mit dieser kostenlosen Propaganda in Österreich für den Verlagsautor Heinrich Mann war der Kurt Wolff Verlag offenbar so zufrieden, daß er Mann weitere 2.000 Exemplare beim „Genossenschaftsverlag“ zugestand. [33] Die „Umwegrentabilität“ lohnte sich: Mann an Ehrenstein am 22. April 1920: „Der Verlag bestätigte mir, daß aus Wien ungewöhnliche Bestellungen eingegangen sind.“ (ebda.)
Was aber wurde nicht verwirklicht? Wie aus dem Ausruf bzw. aus den Statuten (… Verlag von Werken moderner und klassischer Autoren …) bekannt, wollte der Genossenschaftsverlag auch die Klassiker in seine Obhut nehmen. Auf der Titelseite des im Oktober 1920 erscheinenden Ehrenstein-Heftes über Karl Kraus wurde – als einziges klassisches Werk – die erste Jean Paul-Gesamtausgabe angekündigt. Da stand zu lesen: „Der Reinertrag dient der ersten Jean Paul-Gesamtausgabe.“ (Heft 7). Zur Ausgabe kam es nicht, ebensowenig wie im Fall weiterer Ankündigungen im Jahre 1920 usw.:
Gespräche mit Kalypso Von Alfred Döblin[34]
13. Ein Kriminalroman.
Albert Ehrenstein, Wien. [Gedichte] [35]
Julius Slowacki, Anhelli. Übers. von Arnold Gahlberg mit Zeichnungen von Artur Berger (I. Teil der Slavischen Anthologie) [36]
Franz Werfel, Bozener Tagebuch. [37]
Carl Ehrenstein, Perez Zerrissener, Erzählungen.
Otfried Krzyzanowski, Nachlaß. [38]
Alfred Adler, Erziehungskunde und Menschenkenntnis. [39]
Die Gefährten kündigten ferner Arbeiten von 12 weiteren Autoren an, aber auch sie sind allesamt nicht erschienen. [40]
Ob schließlich das Abklingen des „revolutionären Geistes“ rund um den „Genossenschaftsverlag“ für dessen Auflösung maßgebend war, muß dahingestellt bleiben. Es waren aber viel banalere Gründe, die bereits angeklungen sind: Geldmangel, mangelnder Verkaufserfolg und die schlechte Lage am österreichischen Buchmarkt …
Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“
Parallel zum „Genossenschaftsverlag“ bestand in Wien ein zweites Verlagsunternehmen, das die Genossenschaftsform wählte: die Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“.
Aber zum Unterschied vom „Genossenschaftsverlag“ läßt sich über Entstehung und Untergang der „Neuen Erde“ wenig in Erfahrung bringen. Fest steht jedenfalls, daß die Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“ auf Grund einer gleichnamigen Publikation (Zeitschrift) existierte, sich aber nicht expressis verbis mit Belletristik befaßte. Wir betreten hier ein Gebiet der österreichischen bzw. Wiener Publizistik unmittelbar vor und nach Ausrufung der Ersten Republik, das von den betreffenden Fachrichtungen noch nicht erforscht worden ist. Freilich waren es meist sehr kurzlebige Publikationen, aber ihre Analyse würde sicherlich auch einen Teil der Literaturszene etwa 1918-1920 erhellen, zumal mancher revolutionäre Schriftsteller hier vertreten war. Hier einige Beispiele für das geistige Umfeld der Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“. [41]
Sowjet. Kommunistische Monatsschrift (Hg. Otto Kaus), erschien ab Mai 1919. Mitarbeiter: u.a. Hugo Sonnenschein, Gina Kaus. Brachte Anzeigen für die Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“.
Erkenntnis und Befreiung. Organ des Bundes herrschaftsloser Sozialisten.
Revolution. Eine Wochenschrift, die von Soldatenrat Karl F. Kocmata herausgegeben wurde. (Mitarbeiter u.a. E.E. Kisch, Fritz Karpfen, Kocmata, Carl Julius Haidvogel). Querverbindungen: Frisch & Co. Verlag; Verlag des „Ver!“; Verlag „Der Neue Mensch“; Verlag der Wiener graphischen Werkstätte).
Arbeiter-Kampf Organ der anarchistisch-syndikalistischen Gewerkschafter in Österreich.
Volk richte!. Wochenblatt für Schutz und Recht Jedes Einzelnen. Wien (18.4.1919-31.5.1919). (Mitarbeiter/Querverbindungen: Fritz Karpfen, Karl F. Kocmata; Verlag des „Ver!“) Hg. Otto Wiener.
Der Anarchist. Das Blatt der Anarcho-Sozialisten und revolutionären Antimilitaristen (Wien). Hg. I. Heinrich Holz-Reyther (d.i. Dr. Ignaz Holzreiter, *4 8. 1894, Dürnstein a.D.). (Querverbindungen: Verlag „Der Neue Mensch“; Verlag des „Ver!“; Verlag der „Revolution“, Hg. Karl F. Kocmata).
Verlag „Der Neue Mensch“.
Der Herausgeber der Zeitschrift Der Anarchist und Geistesgenosse des Ver!. und Revolution-Herausgebers Karl F. Kocmata, nämlich I. Heinrich Holz-Reyther entschloß sich 1919, einen „literarischen“ Verlag zu gründen. Er nannte ihn der Zeit entsprechend „Verlag ‚Der Neue Mensch'“ neu also im Sinne der ebenfalls 1919 in Wien gegründeten Zeitschrift Neue Gemeinschaft. Der Standort dieses Einmann- bzw. Selbstverlags war mit der Wohnadresse „Holz-Reyther“ identisch: Wien III., Hohlweggasse 32/58.
Viel produzierte dieser Kleinstverlag nicht. „Zum Friedensschlusse 1919“ erschien z.B. Besinnet euch! Gedanken eines Antimilitaristen (48 S.) und als Sonderabdruck daraus:
Wie soll sich Deutschland vor der Vernichtung durch seine Feinde retten? Eine erste Antwort auf diese Frage von einem seine deutsche Heimat liebenden Sozialisten. (16 S.)
Das letzte nachweisbare im Verlag „Der Neue Mensch“ erschienene Werk stammte ebenfalls von I. Holz-Reyther und hieß:
Gracchus Babeuf (Die Verschwörung für die Gleichheit). Tragödie eines Volkstribunen in zehn Aufzügen (Bildern).
So schmal die Produktion und so klein der Verlag war, dachte sich Holz-Reyther ein Signet aus, das aus einem Dreieck, das ein Pendel einschließt, bestand.
Kommunismus. Zeitschrift der kommunistischen Internationale (Wien).
Der Freidenker. Zeitschrift für freie Weltanschauung in der Republik Deutsch-Österreich. (Kampforgan wider die Reaktion in der deutschösterreichischen Republik und wider den Ansturm und die Wühlarbeit der Klerikalen). 1920
Neue Erde. Wochenschrift, dann: Kultursozialistische Halbmonatsschrift (ab 2. Jg., 7. Heft, I. 5. 1920 im Untertitel: Kultursozialistische Halbmonatsschrift für Gesellschaftswissenschaft, Politik, Volkswirtschaft, Erziehung, Kunst.)
Mit Ausnahme der Zeitschrift Neue Erde, von der im 1. Jahrgang insgesamt 36 Hefte erschienen, scheint die Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“ wenige eigene Publikationen – die dafür aber politischen Inhalts waren – herausgebracht zu haben. Durch personelle Verbindungen zu anderen annähernd gleichgesinnten Publikationen (etwa Revolution! Im Verlag des „Ver!“ bzw. im Verlag der Revolution; Verlag „Der Anarchist“ Leipzig usw.) hat man diverse Schriften – mit der aufgeklebten Etikette „Verlagsgenossenschaft ‚Neue Erde““ versehen – einfach zum Verkauf und Vertrieb übernommen. Auch in dieser Hinsicht bestanden Verbindungen zur sozialdemokratischen Volksbuchhandlung Ignaz Brand. Die Neue Erde, die seit Beginn des 2. Jahrgangs (10.2.1920) über 200 zahlende Abonnenten hatte, mußte mit dem 11. Heft im August 1920 ihr Erscheinen einstellen. Als Schriftleiter fungierte Dr. Max Ermers (s. Genossenschaftsverlag, Wien), Bruder des Verlegers E.P. Tal. Ermers war Kunsthistoriker und Dozent an den Volkshochschulen. Er war es auch, der nach dem Ersten Weltkrieg den Bau zahlreicher Siedlungen im Wiener Gemeindegebiet anregte, das „Siedlungsamt“ begründete und unausgesetzt für den Siedlungsgedanken publizistisch warb. [42]
Anfang August 1934 kam eine neue von ihm redigierte Zeitschrift Die Zeit. Eine Halbmonatsschrift (Untertitel ab Nr. 2: Blätter für Erkenntnis und Tat) auf den Wiener Markt. Diese „unabhängige Zeitschrift“ sollte eine „Diskussion auf breitester Grundlage abhalten: über die eigentliche Mission Österreichs in Europa und in der Welt; über die Ursachen des Zusammenbruchs der Arbeiterpartei Österreichs, über die Überwindung der Arbeitslosigkeit, über Geld- und Währungsfragen und über das wichtige Siedlungsproblem. (…)“. Es wurde für den Bund „Pioniere unserer Zeit“ geworben und viel, vor allem von Ermers, über Siedlungsprobleme geschrieben. Im ersten Heft wurde bekanntgegeben, daß nicht weniger als 109 Persönlichkeiten des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens ihre regelmäßige oder fallweise Mitarbeit zugesagt hätten, darunter Clemens Holzmeister, Oskar Kokoschka, Ernst Krenek, Viktor Matejka, E.A. Rheinhardt, Otto Stoessl, Eugenie Schwarzwald, Ernst Karl Winter sowie Berta Zuckerkandl und Viktor Zuckerkandl. Ernst Angel (Querverbindung: Ed. Strache Verlag), späterer Gründer der Gesellschaft der Filmfreunde Österreichs, leitete die Filmrubrik (ab Nr. 7). Mit der Nummer 9 vom 8. Juni 1935 ist das Erscheinen eingestellt worden. Ermers emigrierte 1938 nach England, arbeitete zusammen mit Fritz Lampl in einer Glasfabrik, kehrte im Juli1948 nach Wien zurück, wo er am 2.10.1950 starb.
Verlag „Aufschwung“
Wie im Falle manch anderer Verlagsgründung in der „Blütezeit“ 1919 wurde der Verlag „Aufschwung“ in direktem Zusammenhang mit einer der „neuen Zeit“ Rechnung tragenden Zeitschrift ins Leben gerufen. Was jedoch anderen gegönnt war, nämlich nebenbei auch eine Schriftenreihe herauszubringen, blieb dem „Aufschwung“-Verlag offensichtlich versagt. Dennoch wurden 1919 einzelne Werke einer neuen Reihe Die frühe Saat – man vergleiche den Untertitel der Zeitschrift Aufschwung: ‚Zeitschrift der Jüngsten“ – als „bisher erschienen“ angekündigt. In einer Selbstanzeige liest man nämlich über die geplante Reihe folgendes:
DIE FRÜHE SAAT. Eine Sammlung des neuen Anfangs. Die Sammlung wird das geistige Schaffen der Jugend, sofern sie bereits Physiognomie zeigt und eigene Wege zu gehen beginnt, zusammenfassen und so mit der Zeit ein umfassendes Bild aller Bestrebungen unserer Zeit geben. (Aufschwung, i. Jg., 1919, Doppelnummer 9/10)
Die zwei „erschienenen“ Bände dieser Reihe konnten allerdings weder bibliographisch erfaßt noch in österreichischen Bibliotheken gefunden werden. Auch scheinen ihre Verfasser der allgemeinen Vergessenheit anheim gefallen zu sein. [43] Auch entziehen sie sich der literarhistorischen Erfassung. Dasselbe trifft für zwei weitere der insgesamt vier in diesem Verlag angekündigten Buchtitel zu. [44]
Vielversprechend war die Zeitschrift Aufschwung. Eine literarische Zeitschrift (ab Nr. 2: Zeitschrift der Jüngsten), die bis Nummer 7, 1919, von Tobias Sternberg herausgegeben wurde. Die Nummer 7 wurde von Emil Gustav Gruchol, die Nummern 8 und 9/10 von Friedrich Gustav Tietz betreut. Die Redaktion befand sich in Wien VII., Kaiserstraße 62. Die Auslieferung besorgte Robert Müllers Literarische Vertriebs- und Propaganda Ges.m.b.H.
Die Zeitschrift erschien zum ersten Mal im Februar 1919, und ihr Erscheinen wurde aus ungeklärten Gründen mit der erwähnten Doppelnummer 9/10 noch im selben Jahr eingestellt. Im Frühjahr 1920 dachte man jedoch offenbar an ein Wiedererscheinen, als in einer Anzeige in der ideologisch zum Teil verbündeten Zeitschrift Neue Erde bereits die „nächsten Hefte“ mit Mitarbeitern wie Heinrich Mann, E.A. Rheinhardt, Ludwig Rubiner, Klabund u.a. angekündigt wurden (Neue Erde, 2. Jg., Heft 2, 1920). Zum Erscheinen weiterer Hefte ist es jedoch nicht gekommen.
Was Inhalt und Ausrichtung der Zeitschrift Aufschwung betrifft, so wird sie von Paul Raabe folgendermaßen charakterisiert: „Wiener literarische Zeitschrift impressionistischer Tendenz, dann Wandlung in eine Zeitschrift expressionistischen Charakters. Enthält Lyrik, Prosa, Dramatik, außerdem Aufsätze, Theaterkritiken, Buchbesprechungen, Hinweise.“ [45]
Die zehn Hefte des Aufschwung brachten literarische Beiträge von: Gabriele d’Annunzio, Charles Baudelaire, Hans Bujak, Karl Burger, Paul Claudel, Karl H. Csaicsich, Franz Theodor Csokor, Ulrich Ebner, Albert Ehrenstein, Antonio Fogazarro, Oskar Maurus Fontana, Bernhard Förster (Rote Garde!), Harry Ghéon, Ephr. Goldschläger, Kurt Goldstein, Markus Gottfried, E.G. Gruchol, Richard Guttmann, Paul Hatvani, Paul Hirsch, Heinrich Infeld, P.J. Jouve, Josef Kalmer, Chajam Kelimer, Hermann Kesser (Genossenschaftsverlag!), Robert Klinger, Hans Koch, Krischna, Georg Kuh (Ed. Strache Verlag!) Rudolf Leonhard, Josef Luitpold, Hugo Maier, Paul Medina, Adelbert Muhr, Robert Müller, Egon Pisk, Arthur Rimbaud, Camill Schmall, Alois Schrom, Alfred Sperber, Tobias Sternberg, Maximilian Maria Ströter, Elisabeth Szanto, Ludwig Szczepanski, Paulus Tieck, Alfons Wallis, Franz Werfel, Otto Wolfgang, Lothar Wurzer, Paul Zech. [46]
In den meisten Fällen handelt es sich um Autoren, die heute völlig vergessen sind.
Die Titelzeichnung, die zugleich Verlagssignet war, stammt von der Künstlerin Maria Szanto. Weitere Holzschnitte stammen von Edith Halpon, Karl Nord und Slavi Soucek.
Sang- und klanglos ging der nicht protokollierte Kleinverlag im Geburtsjahr wieder ein.
Verlag des „Ver!“ (-Verlag der „Revolution“)
Der Verlag des „Ver!“, Wien, der sich im Impressum der diversen Schriften auch „Verlag der Freien Künstlervereinigung ,Ver!'“ nennt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit im Jahre 1917 parallel zur Zeitschrift gleichen Namens gegründet worden. Da der Verlag nicht protokolliert und die Freie Künstlervereinigung „Ver“ offensichtlich kein angemeldeter Verein war, lassen sich keine Details über weitere ev. Gründer bzw. Mitglieder und keine genaue Daten ermitteln. Verfolgen kann man die Geschichte des Verlags aber weitgehend & anhand der Zeitschrift Ver!.
Heft l erschien im August 1917. Das Motto lautete: „Auf daß der moderne Geist in Allem und Jedem zum Ausdruck komme“.[47] Gründer und Herausgeber ist der vielseitige, politische engagierte Autor und spätere Soldatenrat Karl F. Kocmata (16.1.1890, Wien – 29.11.1941, ebda.) Bereits 1912 hatte Kocmata den „Adria-Verlag“ gegründet und begonnen, die Zeitschrift Neue Bahnen herauszugeben. Nun wird er als „gegenwärtiger Führer der künstlerischen Jugend Österreichs“ apostrophiert. Im ersten Heft des Ver! liest man folgende programmatische Erklärung, die über Richtung und Tendenz des Verlags bzw. der Zeitschrift Aufschluß gibt:
Ver! wurde nicht gegründet, sondern ist dank der Technik einiger weniger moderner Gehirne einfach entstanden. Diese Monatsschrift läßt sich in keine Schablone pressen: sie bringt Alles und Jedes und bringt es Allen und Jedem, wenn er guten Willens ist! Ver! ruft nicht zur Gefolgschaft auf, verzichtet aber, indem er es tut, auf die sattsam bekannten treuen Leser und P.T. Abnehmer. Ver! beansprucht und erwartet kein Lob, Tadel und Geifer werden ihn ehren, groß machen. Wir haben Keinen, den wir anbeten müssen. Vor keinem Götzen der Kunst werden wir knien. Größenwahn? Dieses Heft beweist, daß wir bescheiden sind, auch wenn wir tönend sprechen. Aber eindämmen lassen wir nicht, was in uns ruht und zum Ausdruck, zur Geltung kommen soll. Ver! ist eine Tribüne, die gebraucht, aber nicht mißbraucht werden darf. Möge sich uns Niemand mit Schubladen nähern! Und nicht mit papiergewordener Selbstüberhebung! Wer vor seinem eigenen Machwerk auf die Knie fällt, der gehe uns im Bogen aus dem Wege. (S. 2)
Ja, denn die Zeitschrift sollte ohnehin laut Eigenwerbung „eine neue, ganz eigenartige Erscheinung der Wiener Zeitschriftenliteratur“ darstellen.
Der olivgrüne Umschlag ab der Nummer 1 (und bis einschließlich Doppelheft 10/11) zeigt ein beides Quadrat, worin das Wort „Ver!“ samt Unterschrift von Peter Altenberg zu sehen ist. Der Heftumfang beträgt 20 Seiten. Mitarbeiter des ersten Heftes sind z.B. Peter Altenberg, Karl F. Kocmata, Erich Mühsam, Renato Mordo, Paul Surány, Franz Augenthaler. In fast allen Heften findet man Anzeigen für den eigenen wie auch für fremde Verlage sowie „Anmerkungen“ des Herausgebers. Konzipiert zunächst als Monatsschrift, erschien Ver! mit Heft 3 zweimal monatlich (1. u. 15. jeden Monats). Von der Nr. 8/9 vom 1./15. Dezember 1917 an erschien sie bis Heft 28/29 vom Dezember 1918/Jänner 1919 weiterhin monatlich als Doppelheft. Mit der Heftnummer 28/29 wurde das Erscheinen der Zeitschrift vorläufig und aus nicht bekannten Gründen eingestellt. Bis dahin wurde Ver! in Brünn bei dem k.k. Hofbuchdrucker Winiker & Schickardt gedruckt. Der wahrscheinliche Grund für die unfreiwillige Erscheinungspause ist wohl in den leidigen Papier- und Druckverhältnissen dieser Zeit zu finden, die mehrere, vor allem kleinere Zeitschriften zwangen, ihr Erscheinen überhaupt einzustellen, es aber auch für Wiener Tageszeitungen unumgänglich machten, ihren Umfang drastisch zu reduzieren.
Mit dem Novemberheft 1918 (Doppelheft 26/27) trat eine auffallende Änderung ein: der Umschlag wurde rot bedruckt und das Motto leicht verändert in:
„Auf daß der revolutionäre Geist … komme.“ Herausgeber Kocmata vermerkt ebenda (S. 388): „Ver! wird sich nun voll und ganz in den Dienst der die neue Zeit bewegenden Ideen stellen.“
Viel konnte sich deshalb nicht ändern, weil die Zeitschrift zum vorläufig letzten Mal im Jänner 1919 herauskam. Auch veranstaltete dieser Verlag – wie andere kleine Verlage zu dieser Zeit – sogenannte „Ver-Abende“ mit Lesungen der Mitarbeiter.
Ein Ver!-Buch (Anthologie der Ver!-Mitarbeiter), das für den Spätsommer 1918 geplant und dessen Erscheinen auf den Herbst 1918 verschoben wurde, ist nicht realisiert worden.
Die Zeitschrift Ver!, die sich unmittelbar nach Ausrufung der Republik gerne als „Monatsschrift für revolutionäre Kunst“ apostrophierte (s. Revolution, 1. Jg., Nr. 32/33, 20. Dezember 1919), nahm im Laufe ihres Erscheinens regelmäßig zu Fragen der Politik, der Kunst, der Medizin und der Literatur – in erster Linie in Form von Buchbesprechungen (etwa durch Fritz Karpfen und Herbert Waniek) – Stellung. Lyrik und kurze Erzählungen nehmen eine prominente Stellung ein. Kocmata wollte aber, wie es in einem redaktionellen Vermerk heißt, nicht von allen und jedem Einsendungen erhalten. Der Umstand, daß die Zeitschrift mit Heft 3 zweimal monatlich erscheine, „möge vor allem nicht zur vermehrten Einsendung von Gedichten verleiten! (…) Dem Kleinverstand der Vielen, die den Titel des Blattes nicht verstehen, können keinerlei Konzessionen gemacht werden“.
Am häufigsten vertreten war neben Kocmata Peter Altenberg, der das Emblem „Ver!“ entwarf und u.a. den ersten Beitrag des ersten Hefts verfaßte. [48] Gleichermaßen bemerkenswert sind die in der Zeitschrift Ver! veröffentlichten Originalholzschnitte und Lithographien von Künstlern wie Johannes Fischer (Umschlag-Holzschnitt), Karl Angerer, Agathe Löwe, Egon Schiele (Zeichnung), Josef Humplik und Carl Hauser.
Es erschienen freilich auch Schwerpunkt- bzw. Spezialhefte, die u.a. „Schwestern Wiesenthal“, „Karl Kraus“ (Juni 1918, Heft 16/17), „Wir Armen!“ (Oktober 1918, Heft 24/25), „Arno Holz“ (August 1918, Heft 20/21) und „Für den Frieden“ (Juli 1918, Heft 18/19) betitelt waren.
Im vorletzten Heft vor der langen Pause (Dezember 1918/Jänner 1919) konnte man gerade noch eine Altenberg-Todesanzeige aufnehmen. Im Mai 1919 erschien die 28 Seiten starke Doppelnummer 30/31. Dann wurde im Dezember 1920 das Wiedererscheinen der Zeitschrift, eben mit einem 20seitigen Heft, dem Andenken des im Jänner 1919 verstorbenen Altenberg gewidmet, angekündigt. Das bereits fertiggestellte „Peter-Altenberg-Gedenkheft“ 24 Seiten stark – mit Beiträgen von Erich Mühsam, Egon Erwin Kisch, Carl Julius Haidvogel, Paul Hatvani, Alfred Grünewald u.a. und zwei Bildnissen mit einem Faksimile von Altenberg erschien im Februar 1921 als Heft Nr. 33. Diese Nummer war zugleich die letzte, die von Karl F. Kocmata herausgegeben und redigiert wurde. Daraufhin trat eine längere Pause ein, die bis Oktober 1921 dauerte. Dann erschien Nr. 34 von VER. Monatsschrift für Kunst und Literatur, 24 Seiten umfassend, herausgegeben von Kunstsalonbesitzer Max Hevesi. Die Redaktion war nun in Wien VI., Mariahilferstraße 13. Als verantwortlicher Redakteur zeichnete der 22jährige Schriftsteller Josef Kalmer (1898-1959). Die neue Redaktion steht mit der früheren in keinerlei Verbindung. Unter der Überschrift „Programmatisch“ heißt es im ersten „neuen“ Heft (Nr. 34):
Diese Zeitschrift soll, auf eine Grundlage gestellt, die von den bisher unter ihrem Namen erschienenen Publikationen nur den Titel übernimmt, eine Vermittlerrolle spielen zwischen einer in Wien mißverstandenen Generation von nicht immer dem Alter, stets aber der Seele nach jungen Malern und Schriftstellern und interessierten Lesenden.
Man mißverstehe nicht. Es handelt sich nicht um eine lokalpatriotische Angelegenheit. Die Basis ist Europa, und auf ihr künstlerisches Gepräge soll in dieser Druckschrift auf eine, dem beschränkten Raume entsprechende Art hingewiesen werden.
Die Epochen, in denen der Literat der zeitbestimmende Typ gewesen ist, sind vorbei. Dieser Typ war politisch, er ist es nicht mehr. Darum gilt die Alternative: Politik oder Kultur. Keine Zusammenhänge mehr gibt es.
Wir werden uns auf die Kultur beschränken. Ein weites Feld!
Redaktion.
Trotz großer Versprechen und der anti-politischen Einstellung ist im Monat November 1921 das letzte von 2 Heften der neuen Herausgeber erschienen. Nach der „Nummer 35“ gehen Zeitschrift und Verlag des Ver/Wien endgültig ein, allerdings nicht ohne ein Heft Nr. 36 mit Beiträgen von Franz Werfel, Otto Basil, Jules Romains, Claudel und Robert Müller anzukündigen.
Das neue Gedicht. Eine zwanglose Sammlung.
Der Verlag war auf Kunst, Lyrik und sozialkritische, vor allem Anti-Kriegs-Literatur spezialisiert. Um junge Talente zu fördern, wurde die Reihe „Das neue Gedicht. Eine zwanglose Sammlung“ ins Leben gerufen. Bereits im Dezember 1917 erschien das erste Bändchen: Michael Zwoelfboth, Schwert gegen Seele. Nach einer Ankündigung im Dezember 1917 sollte das 2. Bändchen Erich Mühsam, das 3. voraussichtlich Peter Altenberg zum Verfasser haben. Keines ist tatsächlich erschienen. Doch sind im Laufe der Jahre weder die Reihenfolge eingehalten worden noch alle angekündigten Titel erschienen. Was den Zweck der Reihe betrifft, so liest man in einer Anzeige aus dem Jahre 1919:
Jedes dieser im Verlag des Ver! erscheinenden Bändchen bietet eine Handvoll Gedichte dar, die – vom Autor gewählt und zu einheitlicher Stimmung zusammengeschlossen – das geistige Selbstbildnis der Dichterpersönlichkeit in knappem Umriß zeigen.
Insgesamt erschienen bis zum Jahre 1920 23 kleinformatige, auf Zeitungspapier in einfacher Ausstattung gedruckte Bändchen mit einem Durchschnittsumfang von 16 bis 32 Seiten. Jedes Bändchen kostete zwischen 1 und 2 Kronen. Übrigens waren auch Postkarten mit dem Bildnis der Mitarbeiter um 30 Heller erhältlich. Die Auflagenhöhe der Reihe „Das neue Gedicht“ ist zwar nicht bekannt, kann aber kaum mehr als ein paar hundert Stück betragen haben. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Autoren heute (und wohl auch damals völlig) unbekannt und biographisch gar nicht zu erfassen. [49]
Stimmen aus der Zeit. Flugschriften des „Ver!“ nennt sich eine weitere, ebenfalls von Karl Franz Kocmata im Verlag der Zeitschrift Ver! herausgegebene Publikation. Das 1. Heft stammt vom Herausgeber selbst, erschien im Jänner 1921, erlebte drei Auflagen von angeblich insgesamt 10.000 Stück und hieß Der Sumpf von Wien. Bilder des Niederganges. Mit einem Geleitwort von Stadtrat Dr. med. Heinrich Grün. Von den 4 im Jahre 1921 angekündigten Heften sollte zunächst „Ende Feber 1921“ Emil Zola und der Sozialismus von Egon Erwin Kisch als Heft Nr. 2 zur Ausgabe gehangen. Im eigentlichen Heft 2 Otto Weininger. Die Liebe und das Weib. Ein Versuch von X- Y-Z., das ebenfalls in zwei Auflagen von insgesamt 10.000 Stück gedruckt wurde, ist das Kisch-Werk für Mitte April 1921 als Heft 3 der „Stimmen aus der Zeit“ angekündigt, jedoch nicht erschienen. [50] Statt dessen erschien 1921 die „dritte der von K.F. Kocmata herausgegebenen Flugschriften ,Stimmen aus der Zeit'“, und zwar als „Vorläufige Ausgabe“ ein Werk von Hugo Sonnenschein. Der Titel: Die goldenen Ritter der Freiheit oder Tschechoslowakische Demokratie. Tagebuch meiner Kuttenberger Haft. Leipzig und Wien: Ver!-Verlag (119 S.) Sonnenschein, der Mitbegründer der KP der Tschechoslowakei, folgte dem Beispiel seines Kollegen aus früheren Jahren (Kocmata) insofern als beide 1912 Werke im Wiener „Adria-Verlag“ veröffentlichten und Kocmata 1919 seine Wiener Hafterlebnisse publizierte. Wie die vorangegangenen zwei Folgen der „Stimmen“ erschien die dritte auch nicht – wie manchmal behauptet wird – in Robert Müllers neugegründetem „Literaria-Verlag“, vielmehr wurde sie durch die „Generalauslieferung ‚Literaria““ vertrieben. Ein viertes Heft Karl Kraus, die Presse und der Krieg sollte von Alf Jörgensen stammen, der schon 1912 über Kraus geschrieben hatte („Der Heinefresser …“.) [51]
Wie bereits erwähnt, konnte man Postkarten einiger Verlagsmitarbeiter erwerben. Der Verlag bot auch eine Reihe von Posten (Zeichnungen) von Zwoelfboth sowie eine Bleistiftzeichnung „Sehnsucht“ (eine Rötelzeichnung) von Egon Schiele als Ver!-Postkarte an.
In den Jahren 1919-20 erschienen mehrere zeitkritische Werke. Kocmata, der bereits 1913 über Kraus geschrieben hatte, veröffentlichte das Werk Karl Kraus, der Krieg und die Ausgeräucherten. Ein Beitrag zur Literatur aus der jüngsten Vergangenheit. Hinzu kamen Jacques Hannaks Geschlechtlichkeit. Eine Paraphrase Weiningerscher Ideen, Georges Yvetots ABC des Syndikalismus und schließlich Fritz Karpfens Literarisches Verbrecheralbum, eine kritische Abrechnung mit verschiedenen Kriegsgedichteschreibern, „Meinen Freunden, die in diesem Kriege gemordet wurden“ gewidmet.
Im Jahre 1919 hat Kocmata seinen „Verlag des ,Ver!'“ in den „Verlag der Revolution“ (Redaktion und Verlag, Wien 1., Stubenring 14) umbenannt. Denn am 22. Februar 1919 begann die Wochenschrift Revolution. Organ der Wiener Anarchisten, herausgegeben vom Soldatenrat Karl F. Kocmata, in ebendiesem Verlag zu erscheinen. Zu den Mitarbeitern zählten u.a. Leo Rothziegel, Fritz Karpfen, I. Holz-Reyther, Erich Mühsam und E.E. Kisch. Mit der Nummer 23 vom 26. Juli 1919 wurde die Zeitschrift mit Der Anarchist, herausgegeben von I. Holz-Reyther, vereinigt.
Im „Verlag der Revolution“ erschien außerdem 1919 noch das Buch Drei Monate Haft zur Kriegszeit im Wiener Landesgericht. Schilderungen, Aufzeichnungen, Eindrücke von Kocmata.
Verwirrend wird die weitere Geschichte und Entwicklung des „Verlags des Ver!“ und des „Verlags der Revolution“, wenn man festhält, daß Lagerbestände der wenigen Titel (Hannak, Karpfen etc.) von der ideologisch nahestehenden Verlagsgenossenschaft „Neue Erde“ übernommen wurden. In Exemplaren dieser Bücher ist auf der Titelseite die ursprüngliche Verlagsbezeichnung mit der Etikette „Verlagsgenossenschaft ,Neue Erde““ (s.d.) überklebt worden. Kocmata veröffentlichte selber ein Werk in diesem Verlag.
Anmerkungen
[1] BC, Nr. 7, 12.2.1919, S. 95; Österr.-ungar. Buchhändler-Zeitung, 14. Jg., Nr. 77, S. 20.
[2] HANS FRIEDRICH, Die Sozialisierung des dichterischen Schaffens. In: Das literarische Echo, 21. Jg., Heft 15, 1.5.1919, Sp. 908-913; bei. Sp. 910.
[3] FRITZ TH. COHN, Die Sozialisierung des dichterischen Schaffens. Eine Antwort. In: Das literarische Echo, 21. Jg., Heft 22, 15.8.1919, Sp. 1362-1368; bes. Sp. 1362.
[4] Verwiesen wird hier auf die vorwiegend mit Quellenmaterial aus dem Nachlaß von Kurt Wolff zusammengestellte Arbeit von WOLFRAM GÖBEL, Sozialisierungstendenzen expressionistischer Verlage nach dem ersten Weltkrieg. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), 1(1976), S. 178-200. (Im folgenden mit „Göbel“ abgekürzt) Dieser setzt sich mit den Voraussetzungen für diese Tendenzen in Deutschland auseinander. Er untersucht drei Verlage, wobei die Sozialisierung im Sinne von Gewinn- und Besitzbeteiligung nur in zwei Fällen praktiziert wurde: Dresdner Verlag, Kurt Wolff Verlag und Genossenschaftsverlag (Wien). Der Ansatz von Göbel ist allerdings falsch, soweit er letztgenannten Verlag miteinbezieht, denn es handelt sich bei den zwei deutschen Verlagen um bestehende Unternehmen, die „sozialisiert“ werden sollten, beim Genossenschaftsverlag Wien hingegen trotz ähnlicher Argumentation um einen Verlag, der ab ovo „sozialisiert“ war. Daher scheinen mir die Sozialisierungsversuche, wie sie Göbel nennt, unterschiedlich zu sein. Eine Untersuchung der diesbezüglichen Diskussion in Österreich steht noch aus. Ein solches Vorhaben kann auch nicht im Rahmen dieser Arbeit in Angriff genommen werden. Als „Quellenmaterial“ zu diesem Thema wird folgendes angegeben: WALTER BORGIUS, Sozialisierung des Buchgewerbes? In: Die Wage. Eine Wiener Wochenschrift, XXII. Jg., Nr. 16, 18.4.1919, S. 403-408; HANS MARGULIES, Die Verstaatlichung des geistigen Eigentums, ebda., Nr. 11, 11.12.1920, S. 132-133; Dr. LEO FLEISCHMANN, Die Verstaatlichung des geistigen Eigentums, ebda., Nr. 1, 1.1.1921, S. 7-10; Briefe an ‚Die Wage‘. Verstaatlichung des geistigen Eigentums, ebda., Nr. 15, 23.4.1921, S. 176; ebda., Nr. 16, 30.4.1921, S. 187 f.; MARIUS, Schamlos, ebda., Nr. 19, 21.4.1921, S. 228; BRUNO FREI, Die Liga der Autoren, ebda., Nr. 21, 4.6.1921, S. 246-249; Gerhart Hauptmann oder Courths-Mahler, ebda., IV. Jg., Nr. 10, 12.5.1923, S. 318-320; Tatsachen und Dokumente. Schriftsteller und Verleger, ebda., IV. Jg., Nr. 14, 7.7.1923, S. 436-438.
[5] GÖBEL hat eine hervorragende Geschichte dieses Verlags verfaßt: Der Kurt Wolff Verlag 1913-1930. Expressionismus als verlegerische Aufgabe. Mit einer Bibliographie des Kurt Wolff Verlages und der ihm angeschlossenen Unternehmen. Sonderdruck des Archivs für Geschichte des Buchwesens, Bd. XV und XVI. Frankfurt am Main 1976 und 1977.
[6] Der Aufruf wurde vollinhaltlich vom Neuen Tag und im WAZ, 29.3.1919, S. 4, abgedruckt. Siehe ebda, Die sozialisierte Dichtkunst, Nr. 6, Fr., 28.3.1919, S. 7. Der Wortlaut ist noch bei GÖBEL (zit. Anm. 4), S. 193, sowie im Börsenblatt, Nr. 79, 23.4.1919, S. 288, abgedruckt. Verf. dankt Herrn Univ.-Prof. Franz Stoessl, Graz, für eine Ablichtung des Flugblatts (Impressum: Genossenschaftsverlag Wien I, Bauernmarkt 9), aus dem Nachlaß seines Vaters, Otto Stoessl, der Autor des Genossenschaftsverlags war. Unter dem Abdruck im Neuen Tag erschien auch eine Glosse von Anton Kuh, aus der noch zitiert wird.
[7] Wiedergabe des Originaltextes.
[8] Nr. 8, So., 30.3.1919, S. 8-9; bes. S. 9.
[9] Der Neue Tag, Nr. 6, Fr., 28.2.1919, S. 7.
[10] Zur Frage Emanzipierungstendenzen der Autoren im 18. Jahrhundert siehe u.a.: ANON., Der Genossenschafts-Verlag. In: Börsenblatt, Nr. 79, 23.4.1919, S. 288-289 sowie HERBERT G. GÖPFERT, Buchhandel und Literaturwissenschaft. In: Buchhandel und Wissenschaft. Zusammengestellt und hg. von FRIEDRICH UHLIG. Gütersloh: C. Bertelsmann, 1965, S. 118-134; bes. S. 125 ff. (= Schriften zur Buchmarktforschung 5). Siehe auch bei GÖBEL (zit. Anm. 4) angeführte Literatur.
[11] Die Tatsache, daß die Firma weder beim Handelsgericht Wien registriert noch bei der Standesvertretung inkorporiert war (was in diesem Kontext streng genommen nicht erforderlich war) erschwert die Rekonstruktion dieser „Verlagsgeschichte“.
[12] ÖSta, AVA, Sta. f. HuG, IuB, Sekt. I, Abt.2, Zl. 728/19.
[13] Ebenda, Zl. 728/I-2 ex 19 – Hand. Schreiben vom 12.3.1920.
[14] Ebenda, Zl. 797-20.
[15] Ebenda, Zl. 1695-20.
[16] In einem Vermerk im Neuen Daimon, Heft 3/4, April 1919, heißt es: „Wegen Platzmangels sind in diesem Hefte die angekündigte ‚Proklamation der großen Versammlung‘ und der ‚Aufruf des Genossenschaftsverlags‘ nicht enthalten.“ Die I. Generalversammlung ist also gegen Ende März 1919 abgehalten worden. Der prominente Genossenschafter, der einem kapitalistischen Verleger verpflichtet war, hieß Franz Werfel, der die Zustimmung Kurt Wolffs einholen mußte. Wolff-Autor Heinrich Mann mußte auch die Segnung seines Verlegers bekommen, um Genossenschafter zu werden bzw. um ein Werk im Genossenschaftsverlag erscheinen zu lassen.
[17] In dieser Hinsicht vermochte Göbel über die Biographie Hugo Sonnenscheins, der Fackel-Lesern bekannt sein dürfte, Fritz Lampls und Jakob (Moreno) Levys nichts zu ermitteln. Siehe dazu: Österreichs Avantgarde 1900-1938. Ein unbekannter Aspekt. Katalog zur Ausstellung in der „Galerie nächst St. Stephan“ im Dezember 1976, S. 153-155 bzw. S. 130 bzw. S. 136-137. An dieser Stelle soll auf einige Irrtümer Göbels hingewiesen werden: Erstens war die „Rote Garde“ in Wien keine „Literatenvereinigung“ (S. 193), obwohl manche konservative Wiener Blätter sie für eine „Gründung der Prager Kaffeehausliteraten“ hielten. Zweitens war Franz Werfel nicht – wie Göbel behauptet (S. 193) – Mitglied der „Roten Garde“, mag er den Exponenten dieser Organisation nahegestanden sein oder nicht. (Siehe MURRAY G. HALL, Franz Blei und der Etikettenschwindel. Ein Ehrenbeleidigungsprozeß in der Umsturzzeit mit Adolf Loos als Zeugen. In: Die Presse (Wien), 28./29. März 1981, Literaricum, S. V bzw. Der unbekannte Tausendsassa. Franz Blei und der Etikettenschwindel 1918. In: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft. Dritte Folge, Fünfzehnter Band, Wien 1983, S. 129-140. Falsch ist Göbels Wiedergabe des angeblichen Impressums „Genossenschaftsverlag Wien-Prag-Leipzig“. Dieses Impressum findet sich lediglich zweimal auf Heften im Jahre 1920. „Wien-Berlin“ steht auf dem Heft Oktober 1919. Das 4.-9. Heft 1920 hatte Wien-Leipzig im Impressum. Die ausführliche Biographie Levys (S. 153-155) muß nur insofern korrigiert werden, als Jakob Levy, wie er richtig heißen müßte, nicht am 20.5.1890, sondern am 18.5.1889 in Bukarest, Rumänien, geboren wurde. Er war türkischer Staatsbürger, hatte Rumänisch als Muttersprache, war mosaischer Religion und Sohn des Reisenden Moreno Levy aus Konstantinopel. Wann und warum oder ob überhaupt Levy den Vornamen seines Vaters zum zweiten Vornamen bzw. zum Nachnamen wählte, ist nicht bekannt. Levy begann sein Studium im WS 1909/10 an der Philosoph. Fakultät der Universität Wien als a. o. Hörer. Nach 2 Semestern inskribierte er im SS 1911 als ordentl. Hörer an der Medizinischen Fakultät in Wien, war noch bis einschl. WS 1915/16 inskribiert. Seine Promotion fand, wie erwähnt, im Februar 1917 statt. (Auskünfte aus den Nationalen im Archiv der Universität Wien) Zu Ehrenstein, Sonnenschein und Kulka wird auf folgenden höchst interessanten Aufsatz von KARL-MARKUS GAUSS hingewiesen: Karl Kraus und seine „kosmischen Schlieferln“. Zur Rehabilitation von Albert Ehrenstein, Hugo Sonnenschein und Georg Kulka. In: Zeitgeschichte (Wien), 10. Jahr. Heft 2, November 1982, S. 43-59; Vgl. auch den Beitrag „Einleitender Bericht über einen besiegten Autor“ von Josef Haslinger, in: wespennest. zeitschrift für brauchbare texte und bilder nr. 52, „Literatur und Macht“, 1983, S. 2-11.
[18] Zu Lampl siehe folgende Nachrufe: WZ, 24.3.1955, S. 3 (L.W. Rochowanski) und Neues Österreich, 15.3.1955, S. 6 (Hilde Spiel). Lampl war während des Kriegs im KPQ tätig, wo er Werfel, Rheinhardt, Gütersloh, Kokoschka und andere dort arbeitende junge Schriftsteller kennenlernte. Lampl, der selber Schriftsteller war, wohnte zu dieser Zeit in Wien 7, Döblergasse 2, eine Adresse, die als „Redaktion“ in den Gefährten-Heften aufscheint. Aber damit hat es auch seine Bewandtnis gehabt. Im selben Eckhaus, das von Otto Wagner 1909/10 erbaut wurde, waren die Künstlerwerkstätten der Wiener Werkstätte untergebracht. Lampls Frau Hilde war eine geborene Berger. Ihr Bruder wiederum war Artur Berger († Jänner 1981), Künstler, später Architekt, und vom Schwager Fritz Lampl erhielt er den Auftrag, für die Gefährten bzw. den Genossenschaftsverlag Einbände und Buchausstattung zu übernehmen. Die Lampls wohnten Tür an Tür mit Ernst Peter und Lucy Tal. Nachdem E.P. Tal 1919 einen eigenen Verlag gründete, wurde Fritz Lampl bis ca. 1923 zeitweiliger Mitarbeiter im Verlag. Dieser Nachbarschaft erwuchsen weitere Verbindungen. Der Bruder von E.P. Rosenthal, der 1909 seinen Namen in „Tal“ änderte, hieß Maximilian. Dieser ließ seinen Namen offiziell in (Dr.) Max Ermers ändern. Ermers, auf den wir in seiner Eigenschaft als Verleger eingehen werden, wurde am 11.2.1881 in Wien geboren, war langjähriger Redakteur beim Wiener Tag, Leiter 1919-1923 des Siedlungsamtes der Stadt Wien und emigrierte 1938 nach England, wo er zusammen mit Fritz Lampl in einer Glasfabrik arbeitete. Weitere Literatur zu Ermers wird an einer anderen Stelle angeführt.
[19] Hinweis von GÖBEL (zit. Anm. 4), S. 193.
[20] „Einer Verteilungseinheit entsprechen 1000 Exemplare eines Bandes im Umfange von zwei Bogen.“ (Statuten, § 5 d)
[21] Die Buchausgabe erschien 1920 – wohl durch Lampl vermittelt – und mit lithographischem Einband von Artur Berger im E.P. Tal & Co. Verlag. Berger besorgte auch für Sonnenscheins im Juni 1919 im Genossenschaftsverlag, Wien-Berlin in der Reihe Die Gefährten erschienene „Slowakische Lieder“ (24 S.) Einband und Druckanordnung. Kurz davor waren in Der Friede, Band III, Nr. 65, Mai 1919, S. 310 ff. „Slowakische Lieder“ von Sonnenschein publiziert worden.
[22] Siehe Anm. 21. Dies ist meines Wissens das einzige Werk des Genossenschaftsverlags, das mit einem Signet versehen ist.
[23] Impressum. Zu Ehrenstein wird auf folgende Publikationen hingewiesen, obwohl sie seine Tätigkeit beim Genossenschaftsverlag überhaupt nicht erwähnen: M.Y. BEN-GAVRIEL, Briefe aus dem Nachlaß Albert Ehrensteins. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 99, Sa., 12.4.1958, Bl. 15; ALBERT EHRENSTEIN, Wie bin ich vorgespannt den Kohlenwagen meiner Trauer. Gedichte. Hg. von Jörg Drews. München: edition text + kritik, 1977.
[24] Die diversen Eintragungen im Deutschen Bücher-Verzeichnis sind ein völliger Unsinn.
[25] Dieses Heft war gewissermaßen das Produkt einer heftigen Kontroverse zwischen Georg Kulka (5.6.1897-29.4.1929) und Karl Kraus. Dieser wurde Opfer eines Grubenhunds. KULKA hatte in den Blättern des Burgtheaters einen Text von JEAN PAUL unter seinem Namen drucken lassen, woraufhin KRAUS das „Plagiat“, das keines war, entlarvte. Mehrere Hefte der Fackel sind dieser Kontroverse gewidmet. Kraus legte sich auch mit Hugo Sonnenschein an, weil u.a. der Ed. Strache Verlag eine Passage über Sonnenschein in der Fackel für eine Anzeige u.a. in der Buchhändler-Correspondenz (Nr. 49, 3.12.1919, S. 750) für die zweite, im Strache Verlag erscheinende Auflage von Erde auf Erden verwendete. (Querverweis: Die Fackel, XXI. Jg. Nr. 521-530, Januar 1920, S. 82). Statt hier alle betreffenden Stellen anzuführen, wird auf das Register von Franz Ögg verwiesen.
[26] In: PAUL RAABE, Die Zeitschriften und Sammlungen des literarischen Expressionismus. Repertorium der Zeitschriften, Jahrbücher, Anthologien, Sammelwerke, Schriftenreihen und Almanache 1910-1921. Stuttgart: Metzler, 1964, S. 75 wird behauptet, daß Die Gefährten im Waldheim-Verlag als Schriftenreihe hätte fortgeführt werden sollen. Worauf diese Behauptung beruht, ist nicht bekannt.
[27] KURT WOLFF, Briefwechsel eines Verlegers 1911-1963. Hg. von BERNHARD ZELLER und ELLEN OTTEN. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag, 1980, S. 239-241.
[28] Siehe Anm. 26. GÖBEL übernimmt diese Behauptung (S. 195).
[29] Siehe die entsprechende Anzeige in folgendem Werk: F. DOSTOJEWSKI, Der Traum eines lächerlichen Menschen. Leipzig-Wien: Verlag der Wiener graph. Werkstätte, 1922. Dieser Verlag wurde von Waldheim-Eberle übernommen.
[30] Am 18. Juli 1922 schreibt Ehrenstein an Georg Heinrich Meyer u.a. folgendes: „(…) Waldheim schuldete ich für Druckkosten etc. 275.000 (gut gewesene) Kronen, die ich durch Herausgabe eines im Herbst erscheinenden Märchenbuches ‚Dschinnistan“ deckte. Jetzt gehört das Zeug mir.“ (zit. Anm. 27, S. 240). Ehrenstein versuchte für den „Genossenschaftskarren“ einen Verleger zu finden. Gelandet ist er durch die Schuldenlast bei Waldheim-Eberle. Das im Brief angesprochene „Märchenbuch“ konnte von den Herausgebern nicht nachgewiesen werden. Es handelt sich aber um folgendes: CHRISTOPH MARTEN WIELAND, Dschinnistan oder auserlesene Feen- und Geistermärchen. Teils neu erfunden, teils neu übersetzt und umgearbeitet. Mit einem Nachwort von Albert Ehrenstein. Wien: Verlag der Wiener graphischen Werkstätte, 1922 (273 S.).
[31] Brief Dr. Albert Ehrensteins an Heinrich Mann vom 30. November 1911. Für die Überlassung einer Kopie dieses Schreibens sowie für die Kopien von drei Telegrammen Ehrensteins an Heinrich Mann vom 18.2.1920, 24.2. 1920 und 6. 3.1920 aus dem Heinrich Mann-Nachlaß bin ich Frau Dr. Sigrid Anger von der Akademie der Künste der DDR in Ost-Berlin zu Dank verpflichtet. Diese stellen gewissermaßen die „Gegenbriefe“ zu fünf Mitteilungen (2 Postkarten, 3 Briefe) Ehrensteins an H. Mann in Zusammenhang mit dem „Genossenschaftsverlag“ dar. Die Daten: 19.2.1920; 7.3.1920; 26.3.1920; 22.4.1920; 30.5.1920. Für die Übermittlung von Fotokopien dieser Schreiben aus dem Nachlaß Albert Ehrensteins bin ich Herrn Dr. M. Nadav, Leiter des Dept. of Mss. & Archives an der Jewish National and University Library in Jerusalem zu Dank verpflichtet. Alle erwähnten Schreiben sind bislang nicht publiziert worden.
[32] Brief Ehrensteins an Heinrich Mann vom 30.11.1911. Siehe Anm. 31.
[33] Brief H. Manns an A. Ehrenstein, 22.4.1920. S. Anm. 31.
[34] DÖBLINS theoretische Schrift Gespräche mit Kalypso. Über die Musik war zuerst 1910 im Sturm erschienen. Dieser Text, der aus unbekannten Gründen in den Gefährten doch nicht erschien, wird in einem Brief Döblins an Albert Ehrenstein vom 5. Juni 1920 erwähnt. Im selben Brief ist von einer Zahlung von K 2.000 Honorar für Döblins Heft 4 der Gefährten die Rede. (ALFRED DÖBLIN, Briefe. Olten/Freiburg i. Br.: Walter-Verlag, 1970, S. 113 f. 115 f. 538 f.)
[35] Das Buch erschien 1921 im Ernst Rowohlt Verlag und „wurde in einer Auflage von achthundert Exemplaren mit Genehmigung des Genossenschaftsverlags Wien bei W. Drugulin in Leipzig gedruckt“. (Impressum)
[36] Erschien 1922 im Verlag der Wiener graphischen Werkstätte (84 S. m. 6 Taf.).
[37] Konnte nicht nachgewiesen werden. S. KURT WOLFF, Briefwechsel, (Zit. Anm. 27), S. 120, 122. Es ist dort davon die Rede, daß das Büchlein im Neuen Daimon erscheinen sollte.
[38] Das „Mitglied“ des Brennerkreises Fritz Lampl war vermutlich mit der Edition betraut. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gab Lampl einen Teil des Nachlasses von Krzyzanowski heraus, und zwar in den Agathon-Almanachen, 1946, 1947, 1948. Zur Bio- und Bibliographie Krzyzanowskis siehe WERNER J. SCHWEIGER, … verhungert 1918. Otfried Krzyzanowski. In: Die Pestsäule (Wien), Jg. 2, Heft 2, Oktober 1972, S. 152-159.
[39] Zwischen Adler und dem Kurt Wolff Verlag scheint ein Vertragsverhältnis bestanden zu haben. Als Mittelsmänner fungierten Franz Werfel und Albert Ehrenstein. Vgl. KURT WOLFF, Briefwechsel, (zit. Anm. 27), S. 118-120 und S. 544.
[40] Petr Bezruc, Otokar Brezina, Ivan Goll, Arthur Holitscher, Hermann Koch, Mynona, St. K. Neumann, Ivan Olbracht, Wilhelm Schmidtbonn, Frana Šramek, Ernst Weiß, Alfred Wolfenstein.
[41] Es gab Dutzende solcher Zeitschriften, die nach November 1918 ins Leben gerufen wurden, und die hier genannten waren eher Zufallsfunde.
[42] Dazu WILFRIED POSCH, Die Wiener Gartenstadtbewegung. Wien: Tusch, 1981.
[43] I. Band. WALTER HEMPEL, Erwachen! Not! Unendlich! Gedichte. II. Band. EUGEN KNOLL, Hosianna! Ein dramatisches Festspiel.
[44] VIKTOR CLAUDIUS, Kleinigkeiten. Verse und Sprüche; EMIL GUSTAV GRUCHOL, Um der Mutter willen …! Lebensdrama in einem Vorspiel, drei Akten und einem Nachspiel. Alle diese Werke hätten im Jahre 1919 erscheinen sollen. Über Claudius gibt es Querverbindungen zu einer weiteren kurzlebigen Zeitschrift Anfang 1920, nämlich Die Insel. Eine Zeitschrift (nicht im DBV!) Die Monatsschrift erschien ein einziges Mal, nämlich am 15. Jänner 1920 mit einem Umfang von 16 S. und dürfte Organ einer kleinen Wiener Schriftstellergruppe gewesen sein. Sie wurde von Maximilian Sturmthal herausgegeben und von Sturmthal und Viktor Claudius redigiert. Die Insel veranstaltete auch öfter „Autoren-Abende“ (Ed. Golias, M.H. Heger, C.J. Haidvogel). Die einzige erschienene Nummer enthielt Gedichte von Alfons Petzold, Grete Urbanitzky, Paul Beer, Heinrich Infeld sowie Texte von C.J. Haidvogel, Felix Braun, Lothar Ring, Max J. Meth, Eberhard Wächter und Alfred Stecher („Karl Kraus und Pierre Ramus“). Das Heft enthält auch Anzeigen für Werke im Verlag „Aufschwung“.
[45] PAUL RAABE (zit. Anm. 26), S. 95.
[46] Diese Liste stammt aus der erwähnten Anzeige in Neue Erde.
[47] Seltsamerweise ist diese richtungsweisende Zeitschrift in den gängigen Zeitschriftenbibliographien (Raabe, Schlawe, Marbach) nicht verzeichnet. Daten im DBV sind unrichtig, unvollständig und irreführend. Aus diesem Grunde erfolgt hier eine längere, detailliertere Darstellung.
[48] Außerdem erschienen von und über PETER ALTENBERG nachstehende Beiträge: Heft 1: Strindbergs Gespenst; Heft 2: De natura hominum; Heft 5: Die Lümmeleien des Herrn Pfemfert, Erste Lektion; Heft 6: Versöhnung; Heft 10/11: Beschwerstein. Über Peter Altenberg: in den Anmerkungen des Herausgebers; Heft 4: Der Geist Altenbergs, von Leo Gottlieb; Heft 6: Was ist das? von Renatus; Heft 8/9: Peter Altenberg vor hundert Jahren, Peter Altenberg und das Mädchen; In den Anmerkungen des Herausgebers; Heft 10/11: Peter Altenberg, von Zwoelfboth; Heft 16/17: Vita ipsa, das neue Buch von Peter Altenberg, von Karl F. Kocmata. Heft 28/29: Peter Altenberg. Andere Mitarbeiter der Zeitschrift waren: Ernst Barthel, Hans Benzmann, Bernhard Boyneburg, Karl Burger, Leo Eisner, Richard Guttmann, Hans Heider, Hildegard Jone, Hans Jüllig, Kurt Sonnenfeld, Franz Schüssel, Michael Zwoelfboth, Franz Theodor Csokor. (Querverbindungen: Frisch & Co. Verlag, Verlag der Wiener graphischen Werkstätte, Neuer Akademischer Verlag.)
[49] Einige Ausnahmen: Carl Julius Haidvogel (1891 – 1974), Hildegard Jone (Ps. Hildegard Humplik, 1891-1963), Hans Jüllig (1888-1975), Fritz Karpfen (1897-1952).
[50] Siehe E.E. KISCH, Briefe an den Bruder Paul und an die Mutter. 1905-1936. Hg. von J. POLACEK unter Mitwirkung von FRITZ HOFMANN Berlin/Weimar: Aufbau Verlag, 1978, S. 201: „Zumeist habe ich Vorträge gehalten, über Zola und den Sozialismus, etc.“ (Brief vom 7.3.1920).
[51] Eine weitere Aufstellung (Jänner 1921) sah die Reihenfolge Weininger, Kisch, Jörgensen, Kocmata (Heft 4: Die Sozialdemokratie als Wegbereiterin der Reaktion) vor (Ver!, Heft 32, S. 16).