Verlag Richard Löwit

Verlag Richard Löwit (Wien-Leipzig)[1]

Richard Löwit SignetDie Firma „R. Löwit“ wurde im Jahr 1883 ins Register für Einzelfirmen, Band 19, pagina 137 eingetragen. Sie wurde von dem am 13. Dezember 1854 geborenen Buchhändler Richard Löwit gegründet. Sitz der Firma war Wien 1., Rotenturmstraße 22. Als Löwit am 5. Dezember 1908 in Wien starb, ging die Firma an seine Witwe Karoline Löwit über. Zwei Jahre später wurde die Firma mit Betriebsgegenstand Buch- und Musikalienhandel mit Leihbibliothek an Herrn Leopold Misner (als neuer Konzessionsinhaber) übergeben. Mit 16. Juli 1913 wurde die Firma R. Löwit eine OHG. Als Gesellschafter fungierten der Wiener Buchhändler Erwin Engel sowie Leopold Misner. Am 22. Juli 1913 wurde die Firma unter Register A, Band 26, pagina 92 ins Wiener Handelsregister eingetragen. Bereits im folgenden Jahr schied Misner aus der Firma aus. Als neuer Gesellschafter und verantwortlicher Geschäftsführer der Firma trat nun der am 2.10.1889 in Stryj, Galizien geborene Dr. phil. Mayer Präger ein. Dieser, der seine Lehre bei F. Tempsky und A. Mejstrik absolviert hatte, erwarb nun die Konzession für eine Buch- und Musikalienhandlung mit Leihbibliothek im selben Standort. Präger promovierte 1913 an der Universität Wien im Fach Germanistik mit einer Dissertation „Die Theorie der Novelle in Deutschland“.

1916 kam eine Zweigniederlassung in Berlin hinzu, die 6 Jahre später aufgelassen wurde. Anfang 1920 trat Gesellschafter Erwin Engel aus der Firma aus, womöglich, um einen eigenen Verlag (Nestroy-Verlag) zu führen. Mayer Präger war nun Alleininhaber.

Präger, der gegen Ende der 20er Jahre fast nur mehr Buchhandel und Antiquariat betrieb, ging im Herbst 1929 knapp an einem gerichtlichen Ausgleich vorbei. Vorher aber hatte er seine Geschäfte umgebaut:

Meine verehrten Herren Geschäftsfreunde vom Verlag und Sortiment bitte ich ergebenst, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Ausdehnung meines Sortimentsbetriebes und der Umfang meines Grosso-Geschäftes mich gezwungen haben, neue Räume zu beziehen. Nach vollständigem Umbau habe ich in den Räumen der Firma A. MEJSTRIK meine beiden Firmen R. Löwit Sortiment und die von mir seit Beginn dieses Jahres übernommene Buchhandlung A. Mejstrik vereinigt.[2]

Der alte Laden in der Rotenturmstraße wurde aufgelassen und neue Räume in der Wollzeile 6-8 wurden bezogen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Präger auch eine Beteiligung am Berliner Erich Reiss-Verlag und die Auslieferung für dessen Werke für Österreich. Der Geschäftserfolg Prägers beruhte auf einem sehr großen Umsatz, und zwar weniger bei eigenen Verlagswerken und seinem Sortimentsgeschäft, sondern in erster Linie beim sog. Grosso-Geschäft. Das heißt: Präger kaufte Restauflagen und verkaufte diese in einzelnen Posten in Österreich und Deutschland. Die größten Kunden von R. Löwit waren deutsche Warenhäuser, an die man rabattiert verkaufte. So kam die Firma trotz hoher Umsätze in Schwierigkeiten; sie war absolut nicht liquid und mußte wegen der Termingeschäfte im Grosso-Handel große Kredite aufnehmen. Im Herbst 1929 hatten die Schulden ein derartiges Ausmaß erreicht, daß die Firma nur durch die Gewährung eines außergerichtlichen Moratoriums gerettet werden konnte. Eine Vermögensübersicht per 15.10.1929 zeigt u.a., daß R. Löwit eine Beteiligung am Erich Reiss-Verlag in der Höhe von 8.500 RM hatte.[3] In Anbetracht der langjährigen Geschäftsverbindung erklärten sich sämtliche Gläubiger in Berlin und Wien bereit, ihre Forderungen zu stunden. Die Firma blieb somit erhalten.

Richard Löwit SignetIm November 1933 wurde noch eine Zweigniederlassung in Leipzig errichtet. Mit dem März 1938 waren die Tage der Firma R. Löwit allerdings gezählt. Soweit das vorhandene Material eine Aussage zuläßt, dürfte Dr. Mayer Präger, der mosaischer Konfession war, sein Geschäft noch ein halbes Jahr geführt haben. Von Verlag konnte natürlich keine Rede mehr sein, aber der etwas kurzsichtig planende Präger täuschte sich hinsichtlich des Zeitgeistes und beabsichtigte (nach einem Dokument spätestens im August 1938), sein Unternehmen als Buchhandlung für jüdisches Kulturgut weiterzuführen. Vielleicht durch die Praxis im Nazi-Deutschland der 30er Jahre angeregt, meinte er offensichtlich, daß die Führung einer Buchhandlung nur für Judaica und der ausschließliche Verkauf an Juden toleriert werden würde. Er wandte sich daher um Kreditgewährung an eine Wiener Bank, die daraufhin bei der Landesleitung der RSK in Wien um Auskunft bat. Der Geschäftsführer Dr. Karl Zartmann (* 17.3.1911) teilte der Bank mit Schreiben vom 24. August 1938 mit, es sei „zweifelhaft, ob dem seitens der Reichsschrifttumskammer zugestimmt wird. Im gegenteiligen Falle müßte die Firma liquidiert werden. Unter den gegebenen Verhältnissen kann eine Kreditgewährung nicht empfohlen werden.“[4] Es kann sich ohne weiteres so zugetragen haben, daß die Anfrage Prägers zugleich sein Schicksal besiegelte. Wie an anderer Stelle dieser Arbeit erläutert, gab es in der Frage „Zuständigkeit“ und „Kompetenz“ ein heilloses und gar nicht so bald wieder geregeltes Durcheinander. Mit Inkrafttreten der RKK-Gesetzgebung in Österreich im Juni 1938 hörte die von österreichischen Pgs. kommissarisch geleitete Zwangsgilde der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler auf, zu schalten und zu walten. Nachfolgeinstanz war die RSK Landesleitung Wien. Nur: im Fall Löwit und nicht nur dort hatte die RSK unter Zartmann eher unwillkommene Konkurrenz, und zwar die „Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS.-Schrifttums. Reichsleitung der NSDAP“ des Alfred Rosenberg, vertreten in Wien durch Dr. Lothar Kühne. Es hat den Anschein, daß, als Zartmann am 24. August 1938 mehr oder weniger offenließ, ob die Firma R. Löwit weiterbestehen könnte, andernorts alles schon entschieden gewesen sei, und zwar im Reichspropagandaamt in Wien durch Kühne. Bereits eine Woche nach dem Schreiben Zartmanns stand die Firma unter der kommissarischen Verwaltung des jungen, beziehungsreichen Schriftstellers Erich Landgrebe. Und spätestens am 5. September 1938 war Präger bereits in Haft. Daß dieser früher oder später drankommen mußte, war klar: Eine der „Leistungen“ der kommissarischen Leitung der Zwangsgilde nach dem „Anschluß“ bestand nämlich darin, „noch zu behandelnde jüdische Buchhandelsfirmen“ zu verzeichnen. In diese Liste wurden auch „Jüdische Auslieferer“ aufgenommen. Dr. M. Präger erhielt neben Josef Kende, der am l. April beim ersten Transport nach Dachau kam, das Prädikat „gefährlich“.[5]

Hier der Wortlaut eines Briefs mit R. Löwit Verlag-Kopf vom 31. August 1938, der alles aufklärt:

(…) An den Staatskommissär in der Privatwirtschaft.
Über Veranlassung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda wurde ich zum kommissarischen Verwalter der Firma R. Löwit, Fleischmarkt l. und der angegliederten Buchhandlung Mejstrik, Wollzeile, bestellt, und erhielt auch von dieser Stelle durch Herrn Dr. Kühne den mündlichen Auftrag diese, als absolut unerwünscht geltenden Firmen in möglichst kurzer Zeit zu liquidieren.
Auf Grund dieses Vorschlas wurde ich von der Überwachungsstelle der kommissarischen Verwalter durch Pg. Wallprecht bestätigt und eingesetzt.
Die geheime Staatspolizei Wien, hat mir den Auftrag auf möglichst schnelle Liquidierung des Unternehmens wiederholt und ich erbitte nun hiezu auch von Ihnen diese Bewilligung zur Liquidation.
Heil Hitler! [gez.] Landgrebe[6]

Am 5. September 1938 hatte Landgrebe seinen ersten „Bericht des kommissarischen Verwalters über die Vermögenslage der Firma Löwit Wien l. Fleischmarkt 1.“ abgeschlossen. Unter dem Stichwort „Debitoren“, schrieb Landgrebe, es bestehe

ein Teil dieser Debitoren in Büchern, welche derzeit noch bei Kommissionären außerhalb Wiens und auch im Auslande lagern. Da ich aber vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, bisher allerdings nur mündlich, verständigt wurde, daß die gesamten Buchbestände der Firma Löwit, ob erwünschtes oder unerwünschtes Schrifttum, eingezogen werden, könne(n) diese Kommissionslager auch nicht als Aktiven gewertet werden.

Weiter unten unter „Akzepte“ erfährt man auch die Gründe für die Verhaftung Dr. Mayer Prägers:

In der Summe dieser Verbindlichkeiten von ca. 27.000 Rm ist eine Forderung der Firma Kittl, M.-Ostrau in der Höhe von etwa 7000.- Rm enthalten. Die Geschäftsverbindung des Mayer Präger mit der Firma Kittl war Ursache zur Verhaftung.(…)[7]

Fest steht, daß Präger im Jänner 1939 dem KZ Buchenwald überstellt wurde.[8] Wann er umkam, konnte nicht ermittelt werden.

Termingerecht hatte Präger im Juli 1938 sein Vermögensbekenntnis abgegeben, was dafür spricht, daß er im August verhaftet wurde. Die Vermögensanmeldung zeigte für Prägers beide Firmen (R. Löwit, A. Mejstrik) zwar ein vorhandenes Betriebsvermögen, doch konnte reichlich bezweifelt werden, ob ein großer Teil der Schuldner den Zahlungsverpflichtungen auch tatsächlich nachkommen würde (können). Gleich pessimistisch urteilte Landgrebe, der erst am 16. September 1938 als kommissarischer Verwalter ins Handelsregister eingetragen wurde: „Aus dieser Vermögensaufstellung geht klar hervor, daß die Lage der Firma durchaus passiv ist.“ Sorgen machte sich Landgrebe nur um die Forderungen der arischen Gläubiger, denn sie konnten nicht ohne weiteres befriedigt werden. Doch zeigte, wenn nicht Landgrebe, so doch die Gestapo Milde:

In Anbetracht der Lage der Firma halte ich eine Auszahlung an die Frau und Mutter des Verhafteten für nicht vertretbar. Da ich von der Gestapo jedoch die mündliche Weisung erhalten habe, für den genannten Zweck 30 Rm wöchentlich auszugeben, bitte ich um ausdrückliche Bevollmächtigung hiezu.

Der Fall Löwit gibt wiederum ein schlagendes Beispiel dafür, wie der Betriebs- und Lagerwert einer Firma fast über Nacht zusammenschmelzen konnte. Das traf „arische“ wie „jüdische“ Firmen, denn zum einen hatten beide nunmehr „unerwünschte“ Literatur auf Lager, die sie abschreiben konnten, und zum zweiten verloren sie an „erwünschter“ Literatur auf Lager. Der Umrechnungskurs der RM im Verhältnis zum Schilling wurde reduziert und willkürlich mit 1:1,50 festgesetzt. Zur Betriebsentwertung hier wieder Landgrebe im Wortlaut:

Gelegentlich der Vermögenserfassung der Juden hat Dr. Mayer Präger im April dieses Jahres eine Vermögensaufstellung gemacht, in der er mit 13.000,- Rm aktiv war. Dieses Vermögen ist dadurch entstanden, daß der Verhaftete den Wert seiner Waren (Bücher, überwiegend jüdisch und unerwünscht) und den Wert des Buchladens Mejstrik mit zusammen 60.000.- Rm als Aktiven in seine Bilanz aufgenommen hat. Da ich durch Doktor Lothar Kühne im Auftrage des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda die Mitteilung erhielt, daß die gesamten Buchbestände, teils zum Einstampfen, teils für die Forschungsstelle und teils für Büchereien eingezogen werden, habe ich die Warenlager in meine Bilanz überhaupt nicht mehr aufgenommen, woraus sich die Differenz der beiden Vermögensaufstellungen ergibt.

Wenige Tage nach Abfassung des „Berichts“ schrieb Landgrebe an die Vermögensverkehrsstelle. Hier der aufschlußreiche Inhalt:

An die Vermögensverkehrsstelle Wien 9.9.1938.
z. Hd. des Pg. Kraus Wien l.
Strauchgasse 1.
Über Vorschlag des Reichspropagandaamtes wurde ich zum Kommissar für diese jüdische Buchhandlung eingesetzt, deren Inhaber sich in Haft befindet. Ich erhielt von der geheimen Staatspolizei, sowie vom Reichspropagandaamt durch Dr. Lothar Kühne den Auftrag, die Firma zu liquidieren.
Ich habe heute eine längere Aussprache bei Pg. Matauscheck gehabt, der mich anwies, mir von Ihnen die formelle Bewilligung zur Liquidation einzuholen.
Nun bitte ich Sie mir diese Bewilligung zu erteilen, oder mir eine Stunde anzugeben, zu der ich bei Ihnen vorsprechen kann, um Ihnen die Lage der Firma Löwit darzustellen.
Heil Hitler! [gez.] Landgrebe

Die Liquidierung der Firma R. Löwit zog sich dahin, und es verstrich der Termin für die Abbestellung aller kommissarischen Verwalter. Landgrebe, der beinahe kommissarischer Verwalter des Paul Zsolnay Verlags geworden wäre und als potentieller Käufer auftrat, wurde am 25. März 1939 aus dem Handelsregister gelöscht, um am 10. Juli d.J. zum Abwickler bestellt zu werden. Die Liquidierung stand kurz vor dem Abschluß, sodaß die Firma bereits am 24. Juli 1939 gelöscht werden konnte.

Die Produktion

Bis auf die Übernahmen von anderen Verlagen (Gloriette-Verlag, Verlag der Wiener graphischen Werkstätte) haben die erfaßten Werke des R. Löwit Verlags ein charakteristisches Merkmal: sie sind entweder von Juden verfaßt worden und/oder befassen sich mit dem Judentum bzw. dem Judenproblem. So erschien im Verlag von 1916 bis 1919 die Monatsschrift Der Jude. Während des Kriegs (1915) erschien der Band Gedichte von Hugo Zuckermann. 1916 gab der Verlag die Flugschriften zur Aufklärung über ostjüdische Fragen heraus. Die Wahl dieser und ähnlicher Werke, die sich mit dem Problem der ostjüdischen Flüchtlinge in Wien auseinandersetzten, hing gewiß z.T. damit zusammen, daß der Verlagsinhaber Dr. Mayer Präger selber aus Galizien stammte.[9] 1915 war ein erstes Werk von Nathan Birnbaum Den Ostjuden ihr Recht! erschienen. Der Löwit Verlag verlegte auch Gottes Volk (1918) und In Gottes Krieg (1921) vom selben Verfasser. Von Heinrich Graetz stammt ein dreibändiges Werk Volkstümliche Geschichte der Juden (1919) und von M. Rosenfeld die Schrift Nationales Selbstbestimmungsrecht der Juden in Polen (1918). Im Jahre 1928 – um im Bereich Judaica zu bleiben – edierte Max Präger zusammen mit Siegfried Schmitz das Buch Jüdische Schwänke. Eine volkstümliche Studie, von dem 1964 ein Nachdruck erschien.

Auf dem Gebiet der belletristischen Produktion fällt das Hauptgewicht auf Humoristika. Schon während des Ersten Weltkriegs begann R. Löwit eine zwanglose Serie von Humoristika-Bändchen, die ab 1919 teilweise mit dem Impressum „Nestroy-Verlag“ (s.d.) weiter erschienen. Die Devise: „Unsere Humoristika wirken gerade in diesen Tagen wie eine Befreiung aus Sorge und Not.“ Man verlegte in preiswerten Heften Wiener Publikumslieblinge, wie z.B. Beda: „der überlegene Spötter, geißelt die Schwachheiten seiner Stammesgenossen nicht minder als die seiner politischen Gegner“; Ralph Benatzky: „unser berühmter Dichterkomponist, vereinigt in diesem Bändchen entzückende Grotesken und erscheint damit zum ersten Male auf dem Büchermarkt“; Hermann Drawe: „Wiens populärster Strafrichter, gibt seine unübertrefflichen Gerichtssaalerlebnisse wieder“; Fritz Grünbaum: „genießt als Brettldichter und geistreicher Plauderer den größten Ruf in deutschen Landen“, Homunkulus „mit seinen populären Poldi Huber-Heften ist der Schöpfer der gelungensten Wiener Type der letzten Jahre“; Johann Kolischer: „der lustige Hausgeist des Wiener Kabaretts ,Simplizissimus“, veröffentlicht zum ersten Male seine gesammelten Schlager“; Rudolf Stürzer: „ist der unerreichte Kenner des Wiener Volkslebens …“.

Die farbigen Umschläge dieser Serie wurden von folgenden Künstlern attraktiv gestaltet: Otto Dura, Alfred Gerstenbrand, Rudolf Herrmann, Carl Josef, Hans Neumann, Franz Wacik, Egon Sternfeld u.a.[10]

Einer der populärsten Humoristen war Homunkulus (d.i. Robert Weil, 4.8.1881, Wien-5.12.1960, New York), dessen Poldi-Huber-Hefte zwischen 1913 und 1924 sich gut verkauften und deren letzte Serie (11/12) in einer Startauflage von 10.000 Exemplaren im Wiener Anzengruber-Verlag erschien (1924). Ein Teil seiner Werke wie auch die Fritz Grünbaums erschienen im Verlag Halm & Goldmann.

1922 erschien zum 2. Todestag aus dem Nachlaß von Josef Popper-Lynkeus die Schrift Über Religion.

Die Firma R. Löwit war auch als Auslieferer tätig und übernahm die Wiener Vertretung einiger Verlage, vor allem nach dem Zusammenbruch des Literaria-Konzerns. Vom Gloriette-Verlag hatte Löwit z.B. die Auslieferung von fünf Erfolgsromanen von Hugo Bettauer, und als der Gloriette-Verlag einging, wurde Mayer Präger 1924 Bettauers neuer Verleger. Sowohl Bettauers letzter Roman Das entfesselte Wien als auch einige Übernahmen erschienen nunmehr mit dem Impressum R. Löwit Verlag. 1926 übernahm der Verlag Dostojewskis Der Traum eines lächerlichen Menschen vom Verlag der Wiener graphischen Werkstätte. 1933 erschien der Roman Heimweh nach Wien von Leopold Hichler

Die nicht systematisch erfaßten Verlagswerke zeigen keine allzu rege Verlagstätigkeit, wobei, wie bereits angedeutet, der Schwerpunkt auf Judaica und Humoristika lag.

Anmerkungen

[1] Quellenhinweise: Handelsgericht Wien. Registerakt A 26, 92 (WrStLa); Handelsgericht Wien. Reg. f. Einzelfirmen, Bd. 19, pag. 137; Gremium/Löwit; ÖSta, AVA, BMfHuV, VVSt, V.A. 9195, Dr. Mayer Präger; ebenda, Handels-Anmeldung, H 5493, R. Löwit.

[2] Anzeiger, 70. Jg., 2.8.1929, Nr. 31, S. 204. Siehe auch ebenda, S. 203.

[3] Akt Gremium.

[4] Schreiben im Akt Gremium.

[5] Archiv, Buchgewerbehaus Wien, V 1938, Mappe 507. Die Liste ist nicht datiert.

[6] Alle im folgenden in Zusammenhang mit der Liquidierung der Firma R. Löwit zitierten Unterlagen finden sich in: AVA, BMfHuV, VVSt, Handels-Anmeldung, H 5493.

[7] Gemeint ist hier der Verlag Julius Kittls Nachfolger in Mährisch-Ostrau. Wie der Fall E.P. Tal im Jahre 1935 zeigt, konnte Kontakt mit Verlagen, „die gegen Deutschland gerichtete hetzerische Literatur herausbringen“, verhängnisvolle Folgen haben. (S. MURRAY G. HALL, Literatur- und Verlagspolitik der dreißiger Jahre in Österreich. Am Beispiel Stefan Zweigs und seines Wiener Verlegers Herbert Reichner. In: Stefan Zweig 1881/1981. Aufsätze und Dokumente. ZIRKULAR, Sondernummer 2. Oktober 1981, Wien, S. 113-136; bes. S. 135.) Vom Verlag Julius Kittls Nachf. wußte man konkret, daß er sich mit dem Ernst Rowohlt Verlag zusammengetan hatte, damit dieser seine unerwünschten deutschen Bücher loswerden konnte. (Siehe Dr. PAUL TABORI, German publishers outside Germany. In: The Bookseller (London), 13 January 1938. Hinweis dazu mit schlampiger Übersetzung: WILL VESPER, Unsere Meinung. In: Die Neue Literatur, Heft 3, März 1938, S. 150 f.) Schon Anfang 1936 hatte Vesper seine Leser auf den Verlag Kittls Nachf. aufmerksam gemacht: „Immer wieder müssen wir die deutschen Leser und die deutschen Buchhändler dringend vor den Emigrantenverlagen warnen, die nun vom Ausland her den deutschen Markt wieder an sich zu reißen suchen. Wir machen heute besonders aufmerksam auf den Verlag Julius Kittls Nachfolger, Leipzig/M.-Ostrau (d.h. Mährisch-Ostrau), der ganz fidel im Buchhändler-Börsenblatt vom 14. November 1935 uns Deutschen die Bücher seiner Juden anpreist und dabei die ahnungslosen und charakterlosen Hymnen reichsdeutscher Blätter über seine Judenbücher zitieren kann. (…)“ (Die Neue Literatur, Heft 1, Januar 1936, S. 54-55; bes. S. 54. Und im Dezember 1937 war die Warnung noch aufrecht: „Über den Verlag Kittels Nachfolger in Mährisch-Ostrau (…) erfahren wir, daß er dem jüdischen ,Prager Tageblatt“ [sic] gehört, das durch seine infame Deutschenhetze genugsam bekannt ist. Der Geschäftsführer dieses Unternehmens ist der Jude Paul Fischel. Also, deutscher Buchhändler und deutscher Buchkritiker, Vorsicht!“ (Die Neue Literatur, Heft 12, Dezember 1937, S. 658.) Wie andere ausländische, in jüdischem Besitz befindliche oder von Juden geführte deutsche Buchhandelsfirmen genoß Kittl gewissermaßen eine privilegierte Stellung und war z.B. noch im Adreßbuch des Deutschen Buchhandels für 1937 verzeichnet. (Vgl. DAHM, Das jüdische Buch im Dritten Reich. Teil 1: Die Ausschaltung der jüdischen Autoren, Verleger und Buchhändler. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Band XX, Frankfurt 1979, Sp. 153 f.) Zum Schicksal dieser Firma nach der Annexion der Tschechoslowakei siehe den kürzen Vermerk bei Dahm, Sp. 161.

[8] Handelsgericht Wien. Registerakt A 26, 92. Vermerk vom 5.7.1939: „Der Betrieb wurde liquidiert. Abwickler: Landgrebe, Erich, Wien 89, Bernbrünngasse 25 wohnhaft. Präger wurde im Jänner des Jahres 1939 dem Anhaltelager Buchenwalde (sic!) überstellt.“

[9] Bei R. Löwit erschienen z.B. Werke wie Dritter Tätigkeits- und Rechenschaftsbericht der Wohlfahrtsinstitutionen der Frau Annete Müller für Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina (1918). Judenliteratur im Weltkrieg war ein weiteres Werk.

[10] Zitiert nach der Anzeige in. BC, Nr. 21, 21.5.1919, S. 307. Die Firma R. Löwit besteht heute in München als Großantiquariat und Verlag und feierte im Herbst 1983 ihren hundertjährigen Bestand. Zu diesem Anlaß schrieb der Verf. eine kurze Firmengeschichte.

Ergänzungen zur Buchveröffentlichung von 1985

Literatur

  • Rahel Rosa Neubauer: Ein Wien-Prager Netzwerk. Max Mayer Präger, Siegfried Bernfeld und die Prager KulturzionistInnen. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2009-2, S. 69–72.
  • Murray G. Hall/Christina Köstner: „… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern …“. Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Böhlau: Wien–Köln–Weimar 2006, S. 110–112.

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