Wilhelm Müller Verlag

Wilhelm Müller Verlag (Wien)[1]

Wilhelm Müller SignetDieser vergleichsweise unbedeutende Buch- und Kunstverlaghandel bzw. „Auch-Verlag“ mit Sitz in Wien 7., Stiftgasse 15-17 wurde am 1. Mai 1919 durch den Verlagsbuchhändler Wilhelm Müller gegründet. Die Firma wurde am 11.5.1920 unter Reg. A, Band 49, pagina 6 ins Wiener Handelsregister eingetragen. Als der Alleininhaber Wilhelm Müller am 20.9.1924 nach dreißig Jahren Tätigkeit im Buchhandel an einem Herzschlag starb,[2] ging die Firma an dessen Söhne Paul und Ernst über, die beginnend mit 1.1.1925 unter der gleichen Firma eine OHG betrieben.

Als Verlag trat die Firma nur sehr sporadisch, und das offensichtlich nur in der ersten Hälfte der 20er Jahre in Erscheinung. Von einer richtigen Produktion kann nur sehr bedingt die Rede sein. Wilhelm Müller war z.B. als Kommissionsverlag tätig, verlegte 1920 die Veröffentlichungen des Vereins „Die Bereitschaft“ in Wien. Verlagsübernahmen und eigene Produktion hielten sich einigermaßen die Waage. Erschienen sind eine Reihe von Gesundheitsbüchern sowie Werke von Ernst Groag, Emmy Klein und Leo Pierre, dem Präsidenten des Allgemeinen Schriftstellervereins „Die Feder“ (u.a. Ein Kuß kommt nie allein. Eine überzeugende Komödie, 1920). Zu den wenigen Originalverlagswerken zählte eine frühe Buchveröffentlichung von Hugo Bettauer, nämlich der Roman Hemmungslos. So heißt es in einer Anzeige der Buchhändler-Correspondenz:

In den nächsten Tagen erscheint in meinem Verlage der sensationellste Kriminalroman der Gegenwart von dem amerikanischen Journalisten Hugo Bettauer

HEMMUNGSLOS

Kriminalroman aus der jüngsten Zeit. Mit farbiger Umschlagzeichnung von Toni Koller.[3]

Bettauer darf deshalb als „amerikanischer Journalist“ gelten, weil er die US-Staatsbürgerschaft angenommen hatte. Dieses Buch war als erster Band von Müller“s Roman-Serie angezeigt. Weitere Bände sind nicht nachgewiesen. 1923 erschien der Roman Dorle … Deutsche Frauenliebe von Hans Thalhammer.

Bis 1938-39 war die Firma Wilhelm Müller in anderen Sparten tätig, so etwa als Großbuchhandlung für Lebensreform-Literatur, sämtliche Schulbücher, Buchhandlung und Antiquariat, Moderne Leihbibliothek (in der Siebensterngasse 13). Auf Grund eines Runderlasses der RKK wurde die geschäftliche Tätigkeit am 30.9.1938 eingestellt. Die handelsgerichtliche Löschung erfolgte erst mehr als ein Jahr später. Der Alleininhaber Paul Müller meldete sich am 14.2.1939 nach New York ab, die Löschung erfolgte am 13.11.1939.

Anmerkungen

[1] Quellenhinweis: Handelsgericht Wien. Registerakt Reg. A, 49, 6 (WrStLa).

[2] Anzeiger, Nr. 39, 26.9.1924, S. 446.

[3] BC, Nr. 20-22, 2.6.1920, S. 252.

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