Nestroy-Verlag

Nestroy-Verlag (Wien)

Nestroy VerlagDer Nestroy-Verlag, der nicht handelsgerichtlich protokolliert war, wurde am 1. August 1919 von Erwin Engel gegründet. Engel war Gesellschafter der Firma R. Löwit und neben Dr. Mayer Präger Besitzer der 1878 gegründeten Firma A. Mejstrik“s Buch-, Kunst- und Musikalienhandel und Antiquariat in Wien. Sitz beider Firmen war Wien 1., Wollzeile 6-8.

Spezialgebiet des Verlags bildete eine Serie von Humoristika, kleine Hefte mit Vortrags- und Varietéschlagern. Zur Humoristika-Serie heißt es 1920 in einer Verlagsanzeige:

Unsere Humoristika-Bändchen enthalten die „Vortragsschlager“ in Poesie und Prosa. Sie bedeuten nicht nur inhaltlich den Höhepunkt humoristischer Kleinkunst, sondern bilden auch ihrer glänzenden Aufmachung wegen – mehrfarbige Umschläge erster Künstler wie Carl Josef, [Franz] Wacik, [Alfred] Gerstenbrand, Otto Dura, Poledne usw. – einen Schaufensterartikel ersten Ranges. – Der billige Ladenpreis von K 3.- pro Bändchen und unsere vorteilhaften Bezugsbedingungen sichern auch der kleinsten Handlung Massenabsatz.[1]

Im Verlagsprogramm vertreten waren die beliebtesten Kabarettisten und Humoristen Wiens: Beda [Fritz Löhner-Beda] Israeliten und andere Antisemiten; Getaufte und Baldgetaufte; Die Muse im Negligé; Frivoltun trägt Zinsen, Ralph Benatzky (Die entzückende Frau und ich), Armin Berg (Zum Zerspringen), Blum (Grimassen aus der Judengassen), Fritz Grünbaum (Nieder mit mir!; Ohrfeigen!; Von an-, un- und ausgezogenen Damen, 19192, Rudolf Stürzer, Homunkulus (d.i. Robert Weil; Schulaufsätze des Poldi Huber; Wallensteins Lager usw.), Alexander Max Vallas, Peter Wind.[2]

Durch sein Nahverhältnis zur Firma R. Löwit kann der Nestroy-Verlag praktisch als eine Gründung dieser angesehen werden. Der Verlag, dessen Signet das Bildnis Johann Nestroys darstellt, dürfte den Betrieb spätestens 1926/27 eingestellt haben.

Anmerkungen

[1] BC, Nr. 14 u. 15, 14.4.1920, S. 185. In der BC konnten überhaupt nur zwei Verlagsanzeigen des Nestroy-Verlags gefunden werden. Die zweite: Anzeiger, Jg. 1922-23, Nr. 45, 14.9.1923, S. 434. Da der Nestroy-Verlag keinen belletristischen Verlag im engeren Sinn darstellt, wurde nicht versucht, die ganze Produktion zu ermitteln.

[2] Das DBV verzeichnet von diesem Heft bereits das 11.-15. Tsd. Manche der erwähnten Werke tragen das Impressum R. Löwit Verlag Wien. Siehe u.a.: Kleinkunst. Der leise Weise. [Zum 100. Geburtstag Fritz Grünbaums] In: profil, Nr. 171, 21.4.1980, S. 70-71.

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