Stein-Verlag

Stein-Verlag (Wien-Leipzig-Lübeck)[1]

Stein-VerlagDer am 16. Mai 1889 in Wien als Sohn des Schriftstellers Leo Stein geborene Gründer und Inhaber des „Stein-Verlags“, Dr. Fritz Stein, war seit 1916 Generalsekretär der Gesellschaft der A.K.M. und seit seiner Jugend mit dem Verlagswesen vertraut. Selber Schriftsteller und Verfasser von Bühnenstücken, war Stein für den Berliner Verleger Julius Bard tätig und seit 1. August 1922 Inhaber bzw. stiller Teilhaber des „Carl Stephenson Verlags“ gemeinsam mit dem Firmenträger Carl Stephenson. (Im Handelsregister scheint Stein als „Prokurist“ auf.) Auf Grund längerer Krankheit Stephensons haben beide ein Übereinkommen getroffen, nach welchem Stephenson Stein seine bisherigen Verlagsbestände mit allen Aktiven und Passiven käuflich abtrat. [2] Die bisherige Verlagsfirma, also der Carl Stephenson Verlag, blieb weiterhin im Besitz Stephensons und sollte zur gegebenen Zeit mit der Herausgabe neuer Werke reaktiviert werden.

Nach Übernahme der Firma am 21. Dezember 1923 strebte Stein, der in Wien zum Dr. jur. promovierte, die handelsgerichtliche Eintragung des neuen „Stein-Verlags“ an.

Am 29. Februar 1923 wurde die Firma „Dr. Fritz Stein“ mit Sitz in Wien 6., Köstlergasse 7 mit Betriebsgegenstand „Verlagsbuchhandel“ unter Register A, Band 17, pagina 57a ins Handelsregister eingetragen. Zwei Monate später, am 18. April 1924 wurde der Wortlaut der Firma in „Stein-Verlag“ geändert, und Mitte Jänner wurde die in Leipzig errichtete Zweigniederlassung (Löschung: 7.7.1938) eingetragen. Im selben Jahr wurde der Betriebsgegenstand erweitert, um Buch- und Musikalienhandel einschließlich des Verlages und Vertriebes zu umfassen. Im August 1940 wurde die Firma nach HRA 7107 umgeschrieben und schließlich etwa 7 Jahre nach dem Tod Steins – er starb in Wien am 30. August 1961 – am 16.4.1968 aus dem Handelsregister gelöscht. [3]

Seit Anfang der 30er Jahre betrieb Stein außerdem die nicht protokollierte „Iris“ Versandbuchhandlung als Abteilung des „Stein-Verlags“.

Bei der Übernahme der bisherigen gesamten Verlagsbestände des Carl Stephenson Verlags handelte es sich um einen Grundstock von 13 Werken, von denen mehrere auch in Luxusausgaben erhältlich waren, so z.B. Das Taghorn (Dichtungen und Melodien des Minnesangs), Waldemar Bonsels Weihnachtsspiel, III, Franz Grillparzers Studien zur Literatur sowie Romane von Mark Twain, Conan Doyle, Stefan Sorel und E.T.A. Hoffmann.

Die erste eigenständige Publikation des neugegründeten Stein-Verlags war Die Freimaurer von Max Herz. Im selben Jahr verlegte Stein ein eigenes Werk unter dem Pseudonym Frater X.Y.: Savonarola der Zweite. Die böseste Geschichte der Neuzeit (Satire). Dann folgten fünf weitere Werke, darunter die erste Jean Cocteau-Übersetzung Die große Kluft. Roman, Desiderius Papps Der Maschinenmensch und Viktor Bibls Der Herzog von Reichstadt. Sein Lebensroman. Die etwa 10 Publikationen, die für die Jahre 1924 und 1925 nachgewiesen werden konnten, lassen keine Programmlinie erkennen. Im Gegenteil: Neben Belletristik befinden sich musikgeschichtliche Werke und Klassiker. In den Verlagsanzeigen ist etwa „von meiner Roman-Serie“ Die phantastischen Bücher die Rede, doch konnte nur „Band VI“ nachgewiesen werden. 1925 ist von „meiner Musik-Serie“ bzw. „meiner alpinen Serie“ (Dr. Franz Tursky: Ein Skiführer durch das Semmering- und Wechselgebiet) die Rede, aber bloß jeweils ein Band ist erschienen.

Der Stein-Verlag verwendete zwei verschiedene und gleichermaßen ausgefallene Signets aus den Buchstaben „St“ und „V“.

Steins besondere Bedeutung – und eine solche kann man dem Verlag gewiß nicht zuschreiben – lag in seiner Mitarbeit an der Entwicklung des Urheberrechts und der österreichischen Urheberrechtsgesellschafen.

Anmerkungen

[1] Zur Biographie Steins bzw. zur Gründung seines Verlags siehe: WZ, Nr. 204, So., 3.9.1961, S. 5 (Nachruf mit Lebenslauf) sowie den „Auskunftsbogen für Verleger“, Archiv, Buchgewerbehaus Wien und Die Presse (Wien), Jg. 1961, Nr. 3965, So., 3.9.1961, S. 6.

[2] Dazu die öffentliche Mitteilung Stephensons im Anzeiger, Jg. 1924, Nr. 3, 18.1.1924,S. 38.

[3] Im Nachruf in der WZ (s. Anm. 1) heißt es: „Von 1923 bis 1957 war er Inhaber des Stein-Verlages und der Iris-Versandbuchhandlung, die zahlreiche Meisterwerke, darunter die erste Jean-Cocteau-Übersetzung, veröffentlichten.“

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