Verlag Paul Stern

Verlag Paul Stern (Wien) [1]

Paul SternDer „Verlag Paul Stern“ ging aus der 1919 in Wien gegründeten Buchhandlung (und Antiquariat) gleichen Namens hervor. Gründer der Firma „Paul Stern & Co.“ waren die öffentlichen Gesellschafter Paul Stern (* 24.8. 1889, Wien) und Heinrich Löwenberg (* 5.7.1876, Polen), der seine bestehende Konzession auf seinen Kompagnon übertrug.

Am 21. Februar 1921 wurde die Errichtung der Firma „Paul Stern & Co.“, einer OHG, „welche den Buchhandel, das Antiquariat, das Verlagsgeschäft, wie überhaupt alle einschlägigen Geschäfte zum Gegenstand hat,“ dem Handelsgericht gemeldet. Am 19. April 1921 wurde die neue Firma, die ihren Sitz in Wien 1., Goldschmiedgasse 7a hatte, unter Register A, Band 57, pagina 24, ins Wiener Handelsregister eingetragen. Paul Stern erhielt die entsprechende Konzession zum Betrieb seines Geschäfts am 5. Oktober d.J.

Da diese Firma praktisch nur in den Jahren 1920 und 1921 als Verlag tätig war, werden die weiteren geschäftlichen Entwicklungen hier nur kurz skizziert. Im Juli 1926 schied Paul Stern aus der Firma aus, willigte aber ausdrücklich in die Beibehaltung des Firmawortlauts, welcher seinen Namen enthielt, ein. Die nunmehrige Buchhandlung Paul Stern bekam 1930, 1931 und 1936 eine Reihe von neuen Gesellschaftern bzw. Inhabern und übersiedelte mehrmals. Zumal die Firma „nichtarisch“ war, kam sie nach März 1938, sofern der Betrieb noch aufrechterhalten wurde, unter kommissarische Verwaltung. Im Frühjahr 1939 wurde der mehrfache Verlagsinhaber Dr. Gottfried Linsmayer zum Abwickler dieser Firma bestellt. Insgesamt war Linsmayer für nicht weniger als 32 Buchhandlungen und Verlage als Abwickler verantwortlich. Wohl durch die Tatsache erschwert, daß von den vielen ehemaligen Gesellschaftern der Firma „Paul Stern & Co.“ keiner mehr auffindbar war, wurde sie erst am 6. September 1943 aus dem Handelsregister gelöscht.

Die Produktion

Der Verlag Paul Stern begann seine – wie sich herausstellt – schmale Produktion im Jahre 1920 (Mitte März), also vor der handelsgerichtlichen Protokollierung. Den Schwerpunkt bildeten illustrierte Ausgaben klassischer Werke in zierlichem Format und beschränkter Auflage (1.200 numerierte Exemplare). Die Publikation der großteils in der Offizin der Gesellschaft für graphische Industrie hergestellten Verlagswerke wurde bereits im März 1920 begonnen. Die ersten zwei Werke waren: Heinrich Heine: Florentinische Nächte und Franz Grillparzer: Das Kloster bei Sendomir (beide mit 6 Originalzeichnungen von Fritz Löwen). Von diesen und weiteren Bänden wurden zwei Ausgaben hergestellt: Ausgabe A 1-200 in Ganzleder oder Seide gebunden, auf Papier nach Japanart, handschriftlich numeriert und vom Künstler signiert; Ausgabe B: 201-1.200 in Ganzleinen gebunden, mit Goldpressung auf holzfreiem Papier, in der Maschine numeriert. Es folgten 1920 zwei weitere Publikationen dieser Art, nämlich:

Peter Schlemihls wundersame Geschichte. Mitgeteilt von Adelbert Chamisso. Anordnung und Buchschmuck von Eduard Gärtner.
E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi. Erzählung aus dem Zeitalter Ludwigs XIV. Mit acht Originalsteinzeichnungen von Karl Schwetz.

Der Verlag Paul Stern machte auch einen kurzen Versuch, zeitgenössische Autoren zu drucken, so z.B. einen Novellenband – Paul Franks Mitternachtsbuch, mit sechs ganzseitigen Lithographien von Fritz Löwen (Auflage: 1.000) – und Alfred Grünewalds Werk Renatos Gesang. Ein Buch der Einsamkeit (1921), mit Steinzeichnungen von Fritz Czuczka. Mehr Werke konnten nicht nachgewiesen werden, sodaß es den Anschein hat, daß der Verlag Paul Stern nur noch 1921 im Verlagsgeschäft tätig war.

Das bei den meisten Werken verwendete Signet zeigt die Silhouette einer Frau mit einem Buch in der Hand unter einem Baum, mit Mond und Sternen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit stammt der Entwurf von Fritz Löwen.

Anmerkungen

[1] Quellenmaterial: Handelsgericht Wien. Registerakt A 57, 24; Gremium/Verlag Paul Stern; Verlagsanzeigen im Anzeiger.

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